Was den Schweizern ihre Uhren sind den Neuseeländern die Schiffe: Niemand konstruiert bessere, man ist stolz aufs Handwerk, die Firmen geniessen hohes Ansehen. Das dachte sich wohl auch der erfolgreiche Schweizer Firmengründer und Patron Christophe Albin, der beim neuseeländischen Jachtbauer «Fitzroy Yachts» das Modell «FY17», die «Escapade», in Auftrag gab.

Der gebürtige Lausanner Elektroingenieur, der nach einem kurzen Schnupperkurs bei Landis & Gyr früh nach Asien zog, dort die Escatec-Gruppe gründete und heute in Malaysia lebt, ist hier wenig bekannt. Dies, obwohl die Elektrotech-Gruppe auch in der Schweiz seit längerer Zeit Tätigkeiten entfaltet. In New Plymouth, Neuseeland, kennt man Albin inzwischen durch diverse Medienberichte besser. Die Gefühle ihm gegenüber sind gemischt.

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Ende einer Ära – 120 Leute auf der Strasse

Denn die Fertigstellung seiner 37 Meter langen Superjacht «Escapade» aus Aluminium bedeutet zugleich das Ende von «Fitzroy Yachts» – die Aufträge für Superjachten seit der Finanzkrise 2008 sind zusammengebrochen. 120 Personen stehen auf der Strasse, einige wurden von der Firma nur Monate zuvor noch eingestellt.

Bereits im Januar wurde bekannt, dass «Fitzroy Yachts» akut gefährdet ist, Leute entlassen werden und man mit Albin in Verhandlungen sei. Es war die Rede eines Darlehens, damit die «Escapade» fertig gebaut werden könne. Später äusserte die Presse die Vermutung, Christophe Albin habe die schlingernde Firma bereits 2013 aufgekauft, damit man seine Jacht noch fertigstellen könne. Eine entsprechende Nachfrage von handelszeitung.ch blieb unbeantwortet.

Zuerst hätte die Jacht im Februar fertiggestellt sein sollen, dann wurde ein Termin im März genannt. Im April war es dann endlich soweit – in der Zwischenzeit wurden immer mehr Leute entlassen.

Unter den Fahnen Vanuatus 

«Unter dem Schleier der Geheimhaltung» sei die Yacht zu Wasser gelassen worden, berichtete die «Taranaki Daily News» diese Woche. Die Jacht sei in der Werft getauft worden, heisst es im Artikel weiter – entlassene Mitarbeiter seien zur Zeremonie nicht zugelassen worden und viele Arbeiten an der Innenausstattung der Jacht seien nach wie vor nicht abgeschlossen. Pikiert bemerkte die Zeitung, in der Vergangenheit seien jeweils die Presse wie auch die Bootsbauer und deren Familien zu den Schiffstaufen eingeladen worden.

Den Umzug vom Werk zum Hafen beobachteten Mitarbeiter mit T-Shirts und dem Aufdruck «The last escapade cost me my job» von der Strasse aus. Auf Facebook äusserten sich während der Fertigstellung der «Escapade» entlassene Mitarbeiter ihren Unmut, dass sie bei der Schiffstaufe nicht mehr dabeisein konnten, obwohl sie lange am Boot gearbeitet hatten. Laut Medienberichten waren Christophe Albin und seine Frau bei der Wasserlassung zugegen.

Auf der Superjacht wehten die Fahnen der Schweiz und Neuseelands. Das Boot segelt unter der Flagge Vanuatus.