Werner Pluss, Sie sind seit 38 Jahren für die SGS tätig. Was bedeutet dieses Unternehmen für Sie?

Werner Pluss: Es war seinerzeit eine berufliche Möglichkeit. Dass daraus dann 38 Jahre wurden, liess sich nicht vorausplanen, zumal ein aufregender Moment auf den anderen folgte.

Was ist das Besondere der SGS?

Pluss: Das Faszinierende geht von der Inspektions- und Prüfungsbranche aus, in der wir tätig sind. Alle unsere Dienstleistungen basieren auf gegenseitigem Vertrauen. Auf dieser Grundlage schaffen wir Werte für unsere Kunden, indem wir ihre Risiken vermindern. Das ist eine positive Art von Dienstleistung, die ich immer sehr geschätzt habe.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wie haben Sie die zwei Jahre mit Sergio Marchionne als CEO erlebt?

Pluss: Als eine Zeit, in der sich neue Horizonte öffneten. Als eine Zeit, in der man Dinge anders anpacken konnte, als man dies instinktiv wollte oder als man es sich von früher her gewohnt war. Wo blockierende Strukturen vorhanden waren, wurden sie von Marchionne entfernt.

Was hat Sie an ihm fasziniert?

Pluss: In erster Linie seine Persönlichkeit. Dann seine Art, Probleme anzupacken und mit Menschen umzugehen.

Wie beschreiben Sie diese Art?

Pluss: Als charismatisch. Und schnell.

Marchionne wird auch Härte nachgesagt.

Pluss: Klar, Marchionne ist hart. Das ist auch ein gutes Zeichen. Härte kann sich auf verschiedene Art ausdrücken. Sie muss nicht brutal, sondern kann auch sehr positiv sein.

Als Marchionne sein Amt bei SGS antrat, waren Sie 58-jährig ein schwieriges Alter, um noch umzulernen. War das hart für Sie?

Pluss: Nein. Ich hatte die Chance, die Verantwortung für Oil, Gas & Chemicals Services zu übernehmen und diesen für die SGS wichtigen Bereich wieder auf Vordermann zu bringen. Für mich war es sehr positiv, auf diese Weise meinen Beitrag zum Aufschwung der SGS zu leisten.

Überraschte Sie die Anfrage, Marchionnes Nachfolge anzutreten?

Pluss: Ja.

Brauchten Sie eine Bedenkzeit, bevor Sie Ja sagten?

Pluss: Nein, meine Zusage war spontan.

Wie erklären Sie sich die negative Reaktion der Börse auf den Weggang Marchionnes?

Pluss: Das hängt mit dem mittlerweile bekannten Marchionne-Effekt zusammen, der jedesmal zu beobachten ist, wenn er in ein Unternehmen einsteigt oder aber es verlässt. Die einzige Antwort, die wir auf die Reaktion der Börse geben können, sind Resultate.

Erwarten Sie einen Pluss-Effekt?

Pluss: Das klingt zwar sehr gut, aber ich möchte nicht personifizieren.

Marchionne ist ein Starmanager, der den Glamour liebt. Ist es schwierig, seine Nachfolge anzutreten?

Pluss: Ein solcher Übergang ist, unabhängig von den Personen, immer schwierig. Wir pflegen einen unterschiedlichen Stil, und es wäre absolut falsch, wenn ich nun Marchionne imitierte. Das wäre das Schlimmste, was ich machen könnte.



Profil: Steckbrief

Name: Werner Plüss

Funktion: Neuer CEO SGS

Alter: 60

Wohnort: Genf

Familie: Verheiratet, keine Kinder