Wework-Gründer Adam Neumann erhält 350 Millionen für ein neues Projekt

Einst als Revolutionär der Arbeitswelt gefeiert, will Adam Neumann nun den Wohnungsmarkt verändern – und bekommt dabei prominente Rückendeckung. Der 43-jährige Wework-Gründer, der beim Büroraumvermittler einen desaströsen Abgang hingelegt hat, erhält für sein neustes Projekt die finanzielle Unterstützung von Andreessen Horowitz. Dabei handelt es sich um keine kleine Summe: 350 Millionen Dollar soll die Risikokapitalfirma aus dem Silicon Valley in Neumanns Startup Flow investieren. Laut der «New York Times», die als Erstes über die Investition berichtete, ist es der grösste Check, der je für eine einzelne Finanzierungsrunde in der Geschichte des Fonds ausgestellt worden ist. Andreessen Horowitz bewertet Flow bereits mit mehr als 1 Milliarde Dollar – obwohl das Startup noch nicht mal den Betrieb aufgenommen hat. Der Start ist im kommenden Jahr geplant. Flow ist ein Mietprojekt, für das Neumann inzwischen 3000 Wohnungen in Miami, Fort Lauderdale, Atlanta und Nashville gekauft hat. Genaues ist zum konkreten Business-Case noch nicht bekannt, aber: Neumann will die Idee von Hippie-Kommunen zum grossen Geschäft machen. Das Startup soll eine Wohnutopie für Remote Worker sein, indem es Wohnen im Gemeinschaftsstil anbietet. Adam Neumann stieg mit Wework steil auf und fiel tief Adam Neumann bewegt sich mit Flow zum zweiten Mal auf dem Immobilienmarkt, wobei er beim ersten Anlauf zum Symbolbild für den Grössenwahn in der amerikanischen Unternehmensszene wurde. Mit dem Versprechen, die Arbeitswelt zu revolutionieren, stieg der von ihm mitgegründete Bürovermittler Wework zu einem der am höchsten bewerteten Startups auf. Auf dem Höhepunkt schrieb der Tech-Investor Softbank dem Unternehmen einen Wert von 47 Milliarden Dollar zu. Dann aber kam der tiefe Fall, als Wework 2019 an die Börse wollte. Es tauchten alarmierende Geschichten über Missmanagement auf. Fragwürdige Geschäfte zwischen dem mächtigen Neumann und Wework erweckten den Eindruck, dass er die Coworking-Kette als seinen persönlichen Selbstbedienungsladen behandelte. Mehr zum Fall Wework: Adam Neumann: Der unverschämteste Abgang aller Zeiten Wework macht Softbank-Chef um 6 Milliarden ärmer Die Folge: Der Börsengang platzte, denn Wework schrieb gleichzeitig auch noch hohe Verluste. Im September desselben Jahres musste Neumann das taumelnde Unternehmen verlassen, er ging jedoch mit einem stattlichen Abfindungspaket. Je nach Medienbericht nahm Neumann Hunderte von Millionen bis deutlich über 1 Milliarde Dollar mit. Aktuell hat Wework einen Marktwert von rund 4 Milliarden Dollar. Ein solch spektakulärer Aufstieg und Fall ist perfekter Stoff für Hollywood. Darum hat die dortige Filmindustrie die Wework-Geschichte auch aufgegriffen. Apple brachte im vergangenen Mai die Miniserie «Wecrashed» raus. Die Hauptrolle des arroganten und doch charismatischen Adam Neumann hat der Oscar-Preisträger Jared Leto inne. Anne Hathaway, ebenfalls mit einem Academy Award bestückt, spielt die Ehefrau Rebekah Neumann. 2021 entstand über den Fall Wework zudem ein Dokumentarfilm, dessen Distributionsrechte sich der US-Streamingdienst Hulu sicherte. «Abscheulich»: Harsche Kritik am Deal aus Deutschland Aufgrund des Wework-Debakels gab es in den US-Medien Kritik an der Millioneninvestition für Neumanns neues Projekt. Die Nachrichtenplattform Axios beispielsweise spitzelte in Richtung des Silicon Valley: «Neumanns Comeback zeigt, dass die Leute, die Tech-Kapital lenken, immer noch glauben, dass die wertvollsten Ressourcen der Branche unternehmerische Erfahrung und epische Dreistigkeit sind.» Und auch aus Deutschland sind harsche Töne zu vernehmen. Christian Miele, Vorstandsvorsitzender des deutschen Startup-Verbands, bezeichnete den Deal als «bedenklich bis abscheulich». Gründer wie Neumann seien ein Grund dafür, warum Unternehmerinnen und Unternehmer gesellschaftlich skeptisch beäugt würden, schrieb Miele auf Linkedin. Und weiter: «Neumann hat am Fliessband Menschen verarscht, Kleinanleger geprellt, Mitarbeiter und Investoren hinters Licht geführt. Dass diese Charaktereigenschaften jetzt mit so einer Monsterrunde quittiert werden, stimmt mich mehr als nachdenklich.» Investor Marc Andreessen überschüttet Adam Neumann mit Lob Ungeachtet der Kritik ist der Rückhalt von Andreessen Horowitz ein starkes Zeichen der Unterstützung für den tief gefallenen Neumann. Die Risikokapitalfirma gilt als Königin unter den Frühphaseninvestorinnen, hat sie doch bereits zu Anfangszeiten jetziger Tech-Grössen wie Facebook und Airbnb in diese investiert. Welchen Stellenwert Andreessen Horowitz der neuen Beteiligung zumisst, zeigt sich im Blogbeitrag des Mitgründers Marc Andreessen, in dem er Neumann mit Lob überschüttet. Dabei hat sich der Starinvestor noch in diesem Monat offen gegen ein Wohnungsbauprojekt in seiner Heimatstadt Atherton, Kalifornien, ausgesprochen. Das künftige Vorstandsmitglied von Flow nannte Neumann einen «Visionär», der mit Wework ein «fundamental neues Design» für die Arbeitswelt entworfen hat. «Wir lieben es, wenn Seriengründer auf vergangenen Erfolgen aufbauen, indem sie an den gewonnenen Erkenntnissen wachsen.» Für Neumann, fügte Andreessen hinzu, habe es «reichlich Erfolge und Lektionen» gegeben. Generell scheint Andreessen Horowitz vom Unternehmergeist Neumanns überzeugt zu sein. Flow ist nämlich schon das zweite Projekt des heute 43-Jährigen seit dem Wework-Debakel. Zuletzt baute er das Kryptounternehmen Flowcarbon auf, mit dem Neumann gemeinsam mit Geschäftspartnern CO2-Zertifikate auf einer Blockchain handeln will. Im vergangenen Mai sammelte das Startup 70 Millionen in der ersten grossen Finanzierungsrunde – durchgeführt von Andreessen Horowitz.

Wework-Gründer Adam Neumann erhält 350 Millionen für ein neues Projekt

Nach Wework-Debakel erhält Adam Neumann nun 350 Millionen für neues Projekt