Sechs Wochen lang hat die New Yorker Staatsanwaltschaft die Deutsche Bank als das grösste Opfer von Donald Trumps übertriebener Darstellung seines Vermögens dargestellt. Hunderte von Millionen an Krediten soll Trump durch seine Schwindelei zu besseren Konditionen erhalten haben, als er bei realistischer Darstellung erhalten hätte, so Chefanklägerin Letitia James.

Vom heutigen Montag an wird Trumps Verteidigung den Spiess umdrehen.

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Seine Anwälte behaupten ganz im Gegenteil, dass die Deutsche Bank Trump geliebt hat. Sie wollen überschwängliches Werben der Bank im Zusammenhang mit Projekten in Miami, Chicago und Washington darstellen. Vorstandschef Anshu Jain besuchte den New Yorker Trump Tower im Jahr 2013, Tochter Ivanka wurde eingeladen, in einem internen Werbevideo der Bank aufzutreten.

Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme für diesen Artikel ab.

Trump bereits für schuldig befunden

Es ist unklar, ob die Strategie der Verteidigung aus rechtlicher Sicht einen Unterschied macht. Der Richter hat Trump bereits des Betrugs für schuldig befunden. Überdies argumentiert die Justiz, dass die vertrauensvolle Beziehung zwischen der Deutschen Bank und Trump zu jener Zeit irrelevant ist und die Bank auch dann ein Opfer sein kann, wenn sie kein Geld verloren hat.

Aber die Argumentation der Anwälte, dass das angebliche Opfer «extrem glücklich» und «begeistert» war, wie der Ex-Präsident bereits an einem turbulenten Tag im Zeugenstand aussagte, wird seine öffentliche Darstellung untermauern, dass er im Rahmen einer politisch motivierten «Hexenjagd» ungerecht behandelt wird.

Trump: Zinsen immer pünktlich bezahlt

Trumps Anwälte haben mehrere derzeitige und ehemalige Banker der Deutschen Bank auf ihre Zeugenliste gesetzt. Eine der wichtigsten davon wohl Rosemary Vrablic, die als leitende Bankerin im Wealth Management die engsten Kundenbeziehungen zu Trump und seiner Familie hatte.

Die Verteidigung wird wahrscheinlich versuchen, Vrablic und anderen Bankern die Aussage zu erlocken, dass der Kreditgeber darauf erpicht war, mit Trump ins Geschäft zu kommen, dass sie mit ihm Geld verdienten und dass ihnen klar war, dass sie seine Finanzberichte mit Vorsicht zu geniessen hatten.

Trump wiederholt diese Behauptung seit Jahren wie ein Mantra. Vor Gericht sagte er aus, er habe die Kredite für den Trump-Tower in Chicago und den Doral-Golfplatz in Florida vollständig und vorzeitig zurückgezahlt. Sein Anwalt sagt, dass die Deutsche Bank und andere Banken von Trump «weit über 100 Millionen Dollar an Zinsen» für Kredite erhalten hätten. «Es gab keine verspäteten Zahlungen. Es gab keine verpassten Zahlungen.»

Ivanka Trump sagte vergangene Woche aus, Vrablic habe das Geschäft ihrer Familie «umworben» und sei sehr «erpicht» auf das Trump-Geschäft gewesen.

Darlehen von rund 300 Millionen Dollar

Die Deutsche Bank war eine der wenigen grossen Banken, die bereit waren, Trump nach seinen Insolvenzen in Atlantic City und New York in den 1990er Jahren Kredite zu gewähren. Doch die Beziehung begann sich zu verschlechtern, bevor Vrablic auf den Plan trat. Sie verlagerte seine Geschäfte bei der Bank von der Abteilung für gewerbliche Immobilien auf das Wealth Management und bot ihm wesentlich niedrigere Zinssätze. Die Deutsche Bank gewährte Trump über Vrablic schliesslich ein Darlehen von rund 300 Millionen Dollar.

Im Jahr 2012 fragte Vrablic Ivanka Trump, ob sie in einem Werbevideo für das Wealth Management der Deutschen Bank auftreten würde, das Jain und dem Vorstand gezeigt werden sollte. Trump sagte aus, sie könne sich nicht daran erinnern, ob das Video jemals gedreht worden sei.

Deutsche Bank beendete Beziehungen nach Kapitolsturm

Trump sagte auch aus, dass Vrablic ein Verkaufsgespräch in Form eines Treffens zwischen Jain und ihrem Vater im März 2013 arrangiert habe, bei dem Jain die Trumps ermutigt habe, «mehr Geschäfte mit der Deutschen Bank zu machen».

Die Verteidigung wird sich zwar auf die glücklichen Tage konzentrieren, aber unbestreitbar ist, dass die Liebesgeschichte zu Ende ging. Nachdem Trump seine Präsidentschaftskampagne eröffnet hatte, entschied die Deutsche Bank, dass er eine «politisch hoch exponierte Person (PEP)» sei und sie ihr Geschäft einschränken müsse. 

Vrablic verliess die Deutsche Bank im Dezember 2020. Einen Monat später beschlossen die Bank und andere Kreditgeber, nach der Belagerung des Kapitols am 6. Januar 2021 keine weiteren Geschäfte mehr mit Trump zu tätigen.

(bloomberg/gku)