Wie ergänzen sich Calida und Aubade Paris?

Felix Sulzberger: Die Produkte haben eine unterschiedliche Positionierung. Zwischen den Luxusdessous von Aubade und der Premium-Tag-und-Nachtwäsche von Calida findet auch in denselben Vertriebskanälen keine Kannibalisierung statt. In Warenhäusern wie Jelmoli etwa werden die beiden Marken heute schon nebeneinander verkauft.

Kann man in den Calida-Shops ebenfalls bald Aubade-Dessous kaufen?

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Sulzberger: Nein, die Calida-Shops sind auf Calida-Kunden zugeschnitten. Es ist aber denkbar, dass wir für die Aubade-Produkte neue Shops errichten.

Welche neuen Märkte können Sie dank der Übernahme erschliessen?

Sulzberger: Die Internationalisierung beider Marken war ein wichtiges Kriterium für die Übernahme. So verfügt Aubade über Verkaufsorganisationen in England und Spanien, wo Calida noch nicht präsent ist. Umgekehrt ist Aubade in Deutschland und der Schweiz, wo wir stark sind, erst schwach vertreten.

Wird dadurch der Schweizer Markt weniger wichtig?

Sulzberger: Calida erzielt je 40% des Umsatzes in der Schweiz und in Deutschland. Durch die Übernahme beträgt der Umsatzanteil der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs je 22%. Es gibt eine geografisch bessere Verteilung.

Sie sprachen von kritischer Grösse. Was ist damit gemeint?

Sulzberger: Im Markt finden heute Konzentrationen und Konsolidierungen statt. Um international voranzukommen, braucht es eine gewisse Grösse. In den USA beispielsweise erzielen beide Unternehmen einen Umsatz von je 2 Mio Fr. Künftig können wir dort zusammen diese 4 Mio Fr. zu geringeren Kosten umsetzen.

Aubade erzielte 2004 eine Ebit-Marge von 10% und Calida eine von 4,8%. Was ist das Margenziel des erweiterten Unternehmens?

Sulzberger: Das mittelfristige Margenziel der Calida-Gruppe bleibt vorerst bei 10%. Ich gehe davon aus, dass beide Firmenteile ihre Margen steigern können.

Führen die Synergien zu Stellenabbau?

Sulzberger: Nein, wir wollen mit den Vertriebssynergien in erster Linie den Absatz steigern. Unsere Abbauphase ist vorbei, also definitiv beendet mit der Produktionsverlagerung nach Ungarn.

Calida übernimmt den tunesischen Lieferanten von Aubade. Wird er für Calida produzieren?

Sulzberger: So weit haben wir das noch nicht angedacht. Das ist aber eine Möglichkeit.

Gekauft werden soll Aubade mit eigenem Cash und Fremdkapital. Der Eigenfinanzierungsgrad soll nicht unter 40% sinken.

Sulzberger: Wir beantragen der Generalversammlung vom 4. Mai eine Kapitalerhöhung mit der Schaffung von 150000 neuen Aktien. Wir wollen dadurch Eigenmittel von rund 40 Mio Fr. beschaffen, welche teilweise die Akquisitionskredite ablösen werden. Wir gehen davon aus, dass wir den Rahmen nicht ausschöpfen werden. Selbst ohne Kapitalerhöhung würde jedoch die Eigenkapitalquote deutlich über 40% bleiben.

Leidet Calida unter dem Ende der Importquoten aus Fernost?

Sulzberger: Nein, das betrifft vor allem Billiganbieter.

Felix Sulzberger, Calida-Geschäftsleiter

Interview: Claudia Laubscher

Schritt in die internationale Luxusdessous-Welt: Durch die Übernahme des französischen Luxuswäschekonzerns Aubade erzielt Calida einen Proforma-Umsatz von 210 Mio Fr. mit 1150 Angestellten. Der Hauptsitz von Calida bleibt in Sursee LU. Aus Kostengründen produziert Calida bald nur noch im Ausland. Design und Entwicklung bleiben in der Schweiz. Calida schreibt nach Jahren in der Verlustzone seit 2003 wieder Gewinn. Die Übernahme von Aubade, der Erfinderin von String und trägerlosem BH, soll laut Schätzungen rund 70 Mio Fr. gekostet haben.