Ein Additiv ist ein Zusatz. Ein Zusatz, der Eigenschaften verstärkt oder abschwächt.

Abschwächen will das Zürcher KMU Additiv gar nichts, verstärken aber einiges. Allen voran etablierte Privatbanken und Vermögensverwalter, deren Geschäftsmodell und Kosten durch die Digitalisierung erheblich unter Druck stehen. Für sie bietet Additiv – ein Unternehmen mit rund 120 Angestellten – eine digitale «Lego-Bankenlösung» an, wie es Mit-Gründer und Geschäftsführer Michael Stemmle populär formuliert. Software-Dienstleistungen, die entweder als kompletter Bausatz oder als einzelne Module abonniert werden können.

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Robo-Advisor? Bei Additiv im Abo

Eine Kantonalbank braucht einen Robo-Advisor für ihre vermögenden Kunden? Additiv hat ihn. Ein Vermögensverwalter braucht eine digitale Beratungslösung für ihre Kundenberater? Additiv hat sie. Im englischen Fachjargon heisst das, was die Zürcher anbieten, «digital finance as a service» oder «wealth management as a service». Weniger vornehm formuliert bietet Additiv Banken Abos für digitale Dienstleistungen an, Lego-Bankenbausteine, die passen und halten. Anstatt dass die Banken selbst einen Robo-Advisor programmieren, abonnieren sie ihn wie eine Zeitung.

Dass das Geschäftmodell Potenzial hat, glaubt auch Financier Martin Ebner. Vor rund einem Jahr hat Ebner über seine Beteiligungsgesellschaft Patinex und für Kunden seiner BZ Bank gut 20 Millionen Franken in Additiv investiert. Damals sagte Stemmle zur «Handelszeitung»: «Für uns ist es das Beste, was passieren konnte.»

Zusammenarbeit mit Milliardenkonzern Orange

Doch jetzt ist Stemmle etwas vielleicht noch Besseres passiert, um seinem KMU global Flügel zu verleihen. Jedenfalls etwas Grosses. Neu arbeitet Additiv mit Orange Business Services zusammen, exklusiv und weltweit. Orange Business Services ist Teil des französischen Telecom-Riesen Orange, macht 7,3 Milliarden Euro Umsatz. Orange beschäftigt 43'000 Leute – darunter 1200 Experten in Sachen Cyber Security – und arbeitet mit 3000 globalen Unternehmen zusammen. 2017 betrug der Jahresumsatz 41 Milliarden Euro. Ziel der Kooperation, die ohne jegliche finanzielle Beteiligung vereinbart wurde: den Additiv-Kunden wird das digitale Wealth Management aus der Cloud von Orange angeboten.

Martin Kull, Chef von Orange Business Services in der Schweiz, sagt dazu: «Das Bestechende an unserer Zusammenarbeit ist, dass es neben uns weltweit niemanden sonst gibt, der beides – Software as a Service und IT/Cloud-Infrastrukur – aus einer Hand anbietet.» Und vor allem: «Auf unsere Cloud haben die USA keinen Zugriff.» Orange benutze militärisch zertifizierte Sicherheitstools. Und da das Unternehmen bei 263 Millionen Kunden und in 220 Ländern weltweit präsent sei, könne man mit Additiv den Bankkunden in praktisch jedem Land eine Onshore-Lösung anbieten, die den spezifischen Regulierungsvorschriften der Länder entspreche.

Banking aus der Steckdose respetive Glasfaser

Stemmle, der als Ökonomie-Student einen Buchverlag mitgegründet hat und das Start-Kapital für Additiv mit einem Spezialheft für den «Blick» über das Leben von Prinzessin Diana verdient hat, kommt zusammen mit Orange seiner Vision, weltweit «Banking aus der Steckdose» – oder aus der Glasfaser – anzubieten, potenziell ein gutes Stück näher. Sofern das KMU das bevorstehende und gewünschte Wachstum bewältigen kann. Investor Martin Ebner würde sich freuen, die Kunden seiner BZ Bank ebenfalls.

Marcel Speiser Handelszeitung
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