«Costa-Concordia»-Kapitän Francesco Schettino muss wegen der Havarie des Kreuzfahrtschiffes ins Gefängnis. Das höchste Gericht Italiens bestätigte am Freitag im Berufungsprozess das Urteil, das 16 Jahre Haft vorsieht.

Die Richter des Obersten Gerichts lehnten die Forderung der Staatsanwaltschaft von Florenz ab, die 27 Jahre Haft für Schettino gefordert hatte.

«Ich glaube an die Justiz»

Schettino stellte sich nach dem Urteilsspruch des höchsten Gerichts der Justiz. Er sei bereits in dem römischen Gefängnis Rebibbia, sagte sein Anwalt Saverio Senese am Freitagabend zu Reportern in Rom.

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«Ich glaube an die Justiz», habe Schettino gesagt, nachdem er erfahren hatte, dass das Kassationsgericht im Berufungsprozess das Urteil gegen den 56-Jährigen wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und die Haftstrafe von 16 Jahren bestätigt hatte.

Schettino hielt sich an geheimem Ort auf

Auch wenn die Verurteilung endgültig ist - Senese sagte, man wolle die Urteilsbegründung abwarten und nicht ausschliessen, vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen.

Schettino war am Freitag nicht vor Gericht erschienen. Er wartete an einem geheimen Ort auf die Urteilsverkündung. Er habe seine Wohnung im süditalienischen Meta di Sorrento verlassen, weil er Journalisten vermeiden wolle.

32 Tote bei Katastrophe

Der Luxusliner «Costa Concordia» mit mehr als 4200 Passagieren hatte im Januar 2012 vor der Mittelmeer-Insel Giglio einen Felsen gerammt und war gekentert. Bei der Katastrophe starben 32 Menschen. Der Kapitän hatte das Schiff zu nahe an die Insel gesteuert und einen Felsen gerammt.

Im Februar 2015 war Schettino wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Schettino hatte nach dem Unglück in einem Rettungsboot die «Costa Concordia» verlassen, obwohl noch Menschen an Bord waren.

«Die Opfer wollen endlich abschliessen»

Nachdem Staatsanwaltschaft und Verteidigung Berufung eingelegt hatten, kam der Fall im Mai 2016 vor das Berufungsgericht in Florenz. Die Richter bestätigten das Urteil. Doch Schettino - der stets seine Unschuld beteuert hatte - zog in eine weitere Instanz - und auch die Staatsanwaltschaft legte erneut Berufung ein. So musste sich das höchste Gericht in Rom mit dem Fall befassen.

Die Rechtsanwälte der Familien der Todesopfer begrüssten das Urteil des obersten Gerichts. Es sei an der Zeit, dass Schettino für sein Verhalten in der Unglücksnacht bezahle, sagten sie.

«Die Opfer wollen endlich abschliessen», hatte ein Opferanwalt in Rom am Freitag gesagt. «Diesen Fall wird niemand vergessen.» Der Name Schettino sei in den Köpfen der Menschen untrennbar mit den Bildern des Untergangs des Schiffes verknüpft. Noch immer laufen Zivil- und Schadensersatzprozesse.

(sda/gku)