Für das gefühlte Ausbleiben des Sommers gibt es nun nackte Zahlen: Im Juni war es laut Meteorologen nur drei Tage richtig sommerlich. Praktisch in der ganzen Schweiz regnete es viel zu oft. In Zürich war es sogar der nasseste Juni im 21. Jahrhundert.

Der am Donnerstag zu Ende gehende erste Sommermonat war keiner. Gemäss dem Wetterdienst SRF Meteo regnete es im Juni vom Waadtländer Jura bis in den Kanton Schaffhausen anderthalb bis doppelt so viel wie üblich. Viele Überschwemmungen und Murgänge zeugten von einem sehr nassen Monat.

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«Grau und nass»

Der Juni reihte sich nahtlos an die Monate April und Mai an. «Seit fast einem Vierteljahr ist es in der Schweiz grau und nass», schreiben die Meteorologen in einer Mitteilung vom Mittwoch. Besonders zu spüren bekamen dies die Zürcher und Bündner. Sie standen doppelt so oft im Regen als in einem durchschnittlichen Juni.

Laut dem Wetterdienst des Bundes, MeteoSchweiz, war es an einzelnen Messstandorten einer der nassesten Junimonate seit Messbeginn.

Hochwasser und Erdrutsche

Prekär war es zur Monatsmitte, als vor allem im Süden und Osten riesige Niederschlagsmengen registriert wurden. In Faido TI wurden rund 175 Liter Regen in rund 30 Stunden registriert. Auch im Einzugsgebiets des Bodensees goss es wie aus Kübeln, weshalb der Pegel Hochwassergefahrenstufe 4 erreichte.

Überschwemmungen gab es aber auch am Walensee und im Muotathal und in der Nordwestschweiz.
Im letzten Monatsdrittel zogen heftige Gewitterregen in der östlichen Landeshälfte erneut Unwetterschäden nach sich. Zu trocken war der Juni einzig in Teilen des Rhonetals. Doch auch dort blieb Sonnenschein Mangelware. Am Genfersee beispielsweise fehlten rund 50 Sonnenstunden. Auch im Tessin zeigte sich die Sonne weniger als sonst, dort macht das Defizit aber nur rund 10 Prozent aus.

Wenige, dafür richtige Hitzetage

Auch temperaturmässig hinkte der Juni den letztjährigen Sommermonaten hinterher. Einzig vom 22. bis 24. Juni erlebte die Schweiz eine kurze Hochsommerphase. In Visp VS wurde ein Höchstwert von 35,3 Grad gemessen. Auch in Sitten war es mit 34,5 Grad sehr heiss. In Basel, am Jurasüdfuss und im untersten Aaretal gab es mehr als 33 Grad.

Trotz der nur kurzen Hitzephase war der Juni im Norden rund 1 Grad wärmer als der Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Im Süden lag der Wärmeüberschuss laut SRF Meteo bei 1,5 Grad. Gemäss Angaben von MeteoSchweiz stieg die Junitemperatur im landesweiten Mittel 0,2 Grad über die Norm von 1981 bis 2010.

Verzögerter Start der SAC-Hütten

In den kommenden Tagen geht es zwar warm weiter, längere Trockenphasen sind aber weiterhin nicht in Sicht. «Ein richtiges, beständiges Sommerhoch zeichnet sich nach den aktuellen Prognoseunterlagen nicht ab«, schreiben die Meteorologen.

Vom unbeständigen Wetter ist auch der Tourismus betroffen. «Für viele Hütten bedeutet dies einen etwas verzögerten Saisonstart«, schreibt etwa der Schweizer Alpen-Club (SAC). Weil noch Schnee auf Teilen der Zugangswege liege, würden einige Hütten erst in der ersten Juliwoche den regulären Betrieb aufnehmen.

(sda/me)