Er war einer der bekanntesten Fernsehmoderatoren. Auch mit seinen Büchern feierte er regelmässig Erfolge. Am Sonntag ist Roger Willemsen in seinem Haus bei Hamburg an Krebs gestorben, wie sein Büro und der Verlag S. Fischer in Frankfurt am Montag bestätigten. Er wurde 60 Jahre alt.

Roger Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Die Krebserkrankung war bei ihm im August vergangenen Jahres festgestellt worden - wenige Tage nach seinem 60. Geburtstag. Daraufhin sagte er alle öffentlichen Veranstaltungen ab.

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Moderator des «Literaturclub»

In der Schweiz wurde Willemsen insbesondere ab 2004 bekannt, als er beim Schweizer Fernsehen den "Literaturclub" moderierte. In dieser Funktion löste er Daniel Cohn-Bendit ab, der in die Europapolitik wechselte.

Als Autor wurde Willemsen vor allem mit essayistischen Reisebüchern wie «Die Enden der Welt» populär. Zuletzt landete er mit seinem Buch «Das Hohe Haus» (2014) einen Bestseller. Dafür hatte er ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Tribüne als Zuhörer verfolgt.

Im Fernsehen war Willemsen bereits ab 1991 für den Bezahlsender Premiere mit der Gesprächssendung «0137» zum Shootingstar in der Moderatorenwelt avanciert. Die Show galt als «Talk ohne Tabu», angesiedelt zwischen Politik und Boulevard.

Einfühlsame Gesprächsführung

Mehr als 600 Interviews führte er in einem Jahr: Von Audrey Hepburn bis zu Palästinenserführer Arafat waren viele Prominente dabei - darunter auch ein Bankräuber. Sein Anspruch, «genau zu sein», und seine einfühlsame Gesprächsführung machten ihn und sein Magazin preiswürdig. 1992 wurde Willemsen unter anderem mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Im Jahr darauf erhielt er den Adolf-Grimme-Preis in Gold.

Nach seinem Wechsel zum ZDF nach Mainz moderierte Willemsen von 1994 bis 1998 «Willemsens Woche». Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» bezeichnete sein Format als «Muster für intelligente, wenn nicht gar intellektuelle Unterhaltung».

Im Sommer 1996 lief im ZDF seine neunteilige Porträtreihe «Willemsens Zeitgenossen». Dafür traf der Journalist unter anderem Quincy Jones jr., Michel Piccoli, Vivienne Westwood, Philippe Starck und John Malkovich.

Kämpfer für Menschenrechte

Roger Willemsen machte sich aber auch einen Namen als «engagierter Kämpfer für die Menschenrechte». Für dieses Engagment wurde er 2015 mit der Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft in Düsseldorf ausgezeichnet. Im kulturellen und politischen Leben sei Willemsen ganz im Sinne Heines als «Künstler, Tribun und Apostel» präsent, schrieb die Stadt Düsseldorf.

(sda/chb)