Ferdinand Piëch ist eine singuläre Figur der deutschen Wirtschafts- und Technikgeschichte. Hineingeboren in eine legendäre Familie, hat sich der heute 79-Jährige selten dafür interessiert, was der Rest der Menschheit von ihm und seinen oft einsamen Entscheidungen denkt, sondern ob sein Schaffen den Ansprüchen des Klans entsprach.

Sein Grossvater war Ferdinand, sein Onkel war Ferry, sein Vetter Ferdinand Alexander Porsche. Dieser Klan hat nicht erst mit dem Volkswagen, dem Porsche 356 und dem 911 Technikgeschichte geschrieben, sondern auch Design-Ikonen geschaffen. Darüber hinaus wurden neue soziale Standards etabliert.

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Brillant und gefährlich

Piëch selbst erfand Audi neu, rettete in den 90er-Jahren VW. Er war stets risikobereit und nie konfliktscheu, er war brillant und gefährlich, und als er 2015 versuchte, den VW-Konzern-CEO Martin Winterkorn, seinen einst treuen Gefährten bei Audi, zu stürzen, überreizte er sein Blatt und musste selber gehen, wenig später Winterkorn.

Nun hat Dieselgate VW an den Rand gebracht, und der neue CEO Matthias Müller muss Tag und Nacht Krisenherde löschen und das Unternehmen komplett umbauen. Dabei wären Ruhe und Konstruktivität wichtig und hilfreich.

Aggression und Destruktivität

Müller geniesst das Vertrauen von Piëch. Doch Piëch scheint – ganz in seinem Grössen-Ich verstrickt – das Interesse an einer friedlichen Lösung der Dieselkrise verloren zu haben. Mit der Denunziation seiner ehemaligen Aufsichtsratskollegen schlägt er neue Löcher in den eh verbeulten Ansehenstorso der Volkswagen AG.

Egal, ob es stimmt, was Piëch sagt. Es ist ein wenig so wie bei seinen öffentlichen Demontagen von den CEOs, die er irgendwann für unfähig hielt: Die Aggression ist in ihrer Kälte und Destruktivität beeindruckend. Wie bei vielen Genies liegen Grösse und Niederung eng beieinander.

Blickt man auf sein Lebenswerk, wäre ihm zu wünschen, dass er nicht im Krieg mit seinen einstigen Verbündeten scheidet, sondern dass er ertragen kann, dass es andere sind, die sein Imperium retten. Wenn er sich entschliesst, diesen Weltkonzern nachhaltig zu schädigen, hat er die Kapazitäten dazu. Risiko hat Piëch stets geliebt, er hat sich stets genommen, was er wollte, auch privat. Mal sehen, wo das dieses Mal endet.

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