Während das Wirtschaftswachstum in Euroland schleppend verläuft und China taumelt, zieht die Konjunktur in den USA an. Auch aus Währungssicht gewinnen US-Aktien an Attraktivität: Der Dollar legte über die letzten Wochen gegenüber dem Franken um knapp sieben Prozent zu, Analysten erwarten eine weitere Erstarkung. Unter den US-Blue-Chips gefallen mir Walt Disney gut – obwohl die Valoren des Unterhaltungs- und Medienkonzerns jüngst um über zehn Prozent in die Tiefe rauschten. Zwar meldete Disney für das letzte Quartal Rekordgewinne, doch beschnitt das Management die Prognosen für das Kabelnetzsegment.

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Nun ist das TV-Geschäft mit der Fernsehstation ABC, dem Sportkanal sowie diversen Kabelsendern die voluminöseste Division. Und die seit längerem rückläufigen Zahlen bei den Kabelabonnenten drücken aufs Wachstum. Dafür laufen die anderen Sektoren gut bis sehr gut. Vor allem das Filmgeschäft bringt dicke Gewinne: Filme wie «Cinderella», «Inside Out» oder «Avengers: Age of Ultron» – Letztgenannter mit den Comic-Helden Hulk und Captain America – spülen Milliarden in die Kasse.

Entscheidend für den Ertragsverlauf des kommenden Jahres ist ebenfalls ein Film, und zwar «Star Wars: The Force Awakens», der an Weihnachten in die Kinos kommen wird. Über Erfolg und Misserfolg entscheiden wird auch das 5,5 Millionen Dollar teure Shanghai Disney Resort. Disneys geölte Marketingmaschine ist schon lange vor der Eröffnung im Frühjahr 2016 angelaufen.

Der Kursrückschlag bietet Gelegenheit für einen Neueinstieg. Disney ist einer der wachstumsstärksten Konzerne; über die letzten fünf Jahre nahm der Gewinn pro Aktie um satte 140 Prozent zu, die Dividende wurde mehr als verdreifacht. Auch wenn sich die Ertragsdynamik demnächst etwas abschwächen sollte, bleibt sie beachtlich. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18,8 für 2016 sind die Valoren nicht überbewertet.

Gut getaktet

Gaben die Disney-Aktien nach Veröffentlichung der Quartalsresultate nach, so schossen die Valoren von Nvidia nach überraschend guten Umsatzzahlen für das letzte Vierteljahr um 16 Prozent in die Höhe – obwohl der Gewinn wegen Restrukturierungskosten um vier Fünftel eingebrochen ist. Noch mehr beflügelte die Börsianer, dass die Firma mit dem zungenbrechenden Namen die Prognosen deutlich anhob.

Nvidia ist ein führender Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen. Ein hart umkämpftes Geschäftsfeld. Doch das Unternehmen, das im letzten Jahr Verkäufe von 4,1 Milliarden Dollar verbuchte, will sich nicht mehr auf Konkurrenzkämpfe im Tiefpreisbereich einlassen. Bei Grafikanwendungen konzentriert sich die Firma nunmehr auf den Highend-Sektor – bei Grafikkarten und Konsolen ist Nvidia bereits heute State of the Art.

Zusätzlich stehen stark wachsende Applikationen und Systemlösungen für virtuelle Realität sowie Grafikoberflächen im Fokus. Diese Gebiete versprechen margenstarkes Wachstum. Das schlägt sich auch in der Ertragsentwicklung nieder. Aktienanalyst Oskar Schenker vonJ. Safra Sarasin erwartet zwar für dieses Jahr einen Gewinnrückgang pro Aktie von 27 Prozent, 2016 dürfte der Gewinn dagegen um 40 Prozent anziehen. Daraus lässt sich ein KGV von 20,3 errechnen, eine für wachstumsstarke Technologiewerte attraktive Bewertung.

China-Gefahr

Während der Dollar an Boden gewinnt, wurde Chinas Renminbi während zweier Tage in Folge überraschend abgewertet. Dies verheisst wenig Gutes für die Konjunktur im Reich der Mitte. Prompt brachen denn auch die westlichen Börsen ein; vor allem Aktien von Unternehmen mit bedeutenden China-Aktivitäten gerieten schnell unter Druck. Schindler zum Beispiel verloren subito 5,5 Prozent an Wert. Die Hersteller von Aufzügen und Fahrtreppen sind extrem abhängig vom Geschäft mit dem riesigen Markt in Fernost; vier von weltweit fünf neuen Aufzügen werden in China installiert.

Tage danach veröffentlichte der Innerschweizer Konzern die Ergebnisse für das erste Semester – und übertraf die Erwartungen. Bereinigt um Sonderfaktoren in derselben Vorjahresperiode, legten Betriebs- und Reingewinn deutlich zu, auch der Umsatz stieg. Der Aktienkurs machte die Verluste der Vortage annähernd wett. Schindler zeigt sich erstaunlich resistent, sowohl gegenüber den China-Problemen als auch gegenüber der Frankenstärke: Der Auftragseingang bewegt sich anhaltend auf Rekordniveau. Dennoch bekommt der Konzern die Wachstumsflaute in China in zunehmendem Masse zu spüren. CEO Silvio Napoli (50) hat jedenfalls die Umsatzprognosen für das laufende Jahr leicht zurückgenommen.

Die Aktien sind mit einem für 2016 geschätzten KGV von 22 satt bewertet. Bis sich die Unsicherheit im China-Geschäft legt, lasse ich die Valoren vorderhand links liegen. Sind Sie schon Aktionär, halten Sie die Titel!

Sicherer Wert

Kaum reagiert auf die Renminbi-Abwertung haben dagegen die Aktien von Nestlé. Dafür zogen die Valoren Tage später an, als der weltgrösste Nahrungsmittelproduzent überraschend gute Halbjahreszahlen vorlegte. Die Resultate zeigen: Nestlé ist auf Kurs, trotz «Nudelgate» in Indien, trotz der Wachstumsverlangsamung in bedeutenden Märkten wie Brasilien und eben China. Schon im vergangenen Jahr war der chinesische Markt, mit einem Umsatzanteil von rund sieben Prozent zweitwichtigstes Absatzgebiet des Konzerns, ein Sorgenkind. Selbstkritisch meinte CEO Paul Bulcke (60) vor Monaten, dass man «den Kontakt mit dem Konsumenten teilweise verloren» habe. Nun ist das Management daran, gewisse Marken an die veränderten Bedürfnisse anzupassen. Auch die Logistikstruktur musste im riesigen Land auf Vordermann gebracht werden.

Dabei verliert Bulcke das Hauptziel nicht aus den Augen: neben der Ernährung auch in den Bereichen Gesundheit und Wellness zu den führenden Unternehmen der Welt heranzuwachsen. So nimmt die therapeutische Nahrung einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Der Umbau dürfte zwar noch Jahre dauern, doch bringt das Geschäft mit der Gesundheit laufend bessere Margen. Schon als junger Finanzredaktor habe ich gelernt: Mit dem Kauf von Nestlé kann man praktisch nichts falsch machen. Zwar verläuft die Kursentwicklung etwas gemächlicher als bei vielen anderen Aktien, und die Titel sind mit einem für 2016 geschätzten KGV von 21 auch nicht billig. Dafür erhält der Anleger im Portfolio eine gehörige Portion Solidität.

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