Viele Grossbanken zählen zu den Top-Unternehmen in der globalisierten Welt. Oft sind sie Markenzeichen und der Garant für Solidität und Verlässlichkeit und Wunscharbeitgeber von vielen Menschen. Bei Licht betrachtet sieht es jedoch in den Vorstandsetagen überraschend desolater aus.

Junge Hochschulabsolventen machen mittlerweile einen grossen Bogen um die Finanzpaläste. Besonders im Banken- und Versicherungsbereich herrscht derzeit eine beängstigende Alarmstimmung. Es ist ein Bild, das sich momentan nicht nur in Deutschland abzeichnet, sondern die weltweit führenden Finanzdienstleister erfasst hat. Denn Stresstests und Aktienabstürze an der Börse prägen derzeit das Bild für manchen verwöhnten Manager. Dazu kommen die Ratingagenturen, die Oberschiedsrichter der Aktiengesellschaften, die den Daumen über die Bonität senken und sie für ihre risikobehafteten Geschäfte abstrafen. Sie werden jetzt von ihren casinoähnlichen Praktiken und Geschäften auf dem falschen Fuss eingeholt.

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Darüber hinaus hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Niedrigzinspolitik den Banken ihr über all die Jahre ertragreiches Kreditgeschäft ad absurdum geführt. Die Margen bei der Kreditvergabe sind zu gering, um den aufgeblähten Wasserkopf und die Finanz-Kathedralen aufrecht zu erhalten. Unternehmen benötigen für ihr Wachstum nur noch bedingt die Banken, die ihnen Kredite gewähren. Sie können sich selbst durch aufgelegte Firmen-Anleihen Geld am Kapitalmarkt besorgen, mit dem Vorteil, dass sie nicht permanent der Kreditanstalt über die Geschäfte Rechenschaft ablegen müssen.

Kreditinstitute sind Blutbahnen einer Volkswirtschaft

Kreditinstitute sind die natürlichen Blutbahnen einer Volkswirtschaft, um das Geld darin zirkulieren zu lassen. Sie sehen danach, wie sie das ihnen anvertraute Geld am Ertragreichsten anlegen können. Einige Manager haben darin jedoch kläglich versagt und das Geld ihrer Kunden, wie in einem Casino beim Roulette verspielt. Sie haben Wetten auf Indizes, Default Swaps oder Derivate auf die Hausse und Baisse mit dem Segen der Analysten abgeschlossen. An Renditen liessen sie sich berauschen und sind deshalb blind für Risiken geworden.

Dabei scheint die Machtelite nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben, denn sie haben damit auch die Vorstände und die Aufsichtsräte mit Bonis und Tantiemen bereichert. Es scheint, dass der sicherste Weg eines Investmentbankers darin liegt, arglosen Kunden komplexe und problematische Produkte zu verkaufen. Es tut sich der Verdacht auf, dass den Beratern selbst der Durchblick fehlt, da die Finanzgeschäfte weitgehend durch mathematisch gesteuerte Computer durchgeführt werden.

Gewaltiger Schaden

Die Regierungen und die Gesetzeshüter haben erkannt, dass der volkswirtschaftlich angerichtete Schaden gewaltig ist und werden daher die Spieler und Banken in die Verantwortung nehmen, um für den Schaden aufzukommen. Die Bilanz mancher Grossbank ist von einem gigantischen Anteil von Prozesskosten gekennzeichnet und die Entschädigung der Anleger geht in den zweistelligen Milliarden Bereich. Solches Fehlverhalten kann für manches Finanzinstitut zum Ruin führen, da auch zusätzliche Filialschliessungen und Personalentlassungen die Bilanz gewaltig strapazieren.

Die Durchhaltepaloren mancher Manager hören sich, wie das Pfeifen im Wald an. Die EZB macht indes nicht den Anschein, dass sie ihr Ankaufprogramm der Staatsanleihen ob der Turbulenzen aussetzen will. Ihre vordringlichste Aufgabe ist die Geldwertstabilität der Eurowährung im Auge zu halten. Die Geschäftspolitik der Finanzdienstleister permanent zu überprüfen gehören nicht zum Mandat der Notenbank.

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