Es sollte magisch werden. Stattdessen glich sein Auftritt auf Rollschuhen einer Slapsticknummer. Als der Instrumentenbauer Josef Merlin aus dem belgischen Huy im Jahr 1760 während eines Maskenballs im Londoner «Carlisle Club» Geige spielend in den Saal gleiten wollte, konnte er die selbst gebastelten Rollbretter unter seinen Füssen nicht kontrollieren und rauschte ungebremst in eine Spiegelwand.

Ausgetüftelter waren da schon die ersten Rollschuhe des Amerikaners James Leonard Plimpton, der 1863 seine «Rocking Skates» zum Patent anmeldete. Vor allem in Europa verbreitete sich der Name «Patin à terre», also «Erdschlittschuh». Das Gleiten über zugefrorene Flächen kannte man ja von den Schlittschuhen, die Menschen seit Tausenden von Jahren als Fortbewegungsmittel nutzten.

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Plimptons Rollschuhe waren streng genommen nur ein Brett mit jeweils vier lenkbaren Gummirädern auf zwei Achsen und einem Stopper ausgerüstet, das unter die Schuhe geschnallt wurde. Schnell wurde das Skaten zum elitären Sport, da die Rollbretter zunächst eine kostspielige Angelegenheit waren. Rollschuhbahnen, sogenannte Rolodrome, sprossen allerorten aus dem Boden. Denn die Strassen waren ja noch gepflastert.

Vom Fahrrad abgelöst

Recht schnell wurde der Rollschuh zum Sportgerät für jedermann, und Anfang des 20. Jahrhunderts langsam vom Fahrrad abgelöst. Ein Revival erlebte er in den 80er-Jahren in Form von «Inline Skates».

Heute sind Rollschuhe nur noch selten anzutreffen, obgleich geteerte Strassen zum Fahren einladen müssten. So muss man auch bei der französischen Sneakermarke Veja empfunden haben. Jüngst brachten sie das Modell V-10 auf den Markt – ein Turnschuh mit einem an- und abklickbaren Rollenaufsatz. Was man dazu trägt? Einen Walkman natürlich (oder welches Gerät auch immer, das Musik abspielt). Welcher Song? Wie wär’s mit «Rollschuh sind in» von Torfrock (1982). Da heisst es: «Ohne Rollschuh anne Füsse, kriegst du bei uns keine Süsse.»

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