Die Klagewelle wegen der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS rollt. Am Montag hat das Startup Legalpass eine Klage beim Handelsgericht Zürich eingereicht, weil der Preis für die CS-Aktien zu tief sei. Laut Legalpass hätten sich rund 3000 Aktionäre der Klage angeschlosssen.

Ebenfalls klagen will der Schweizerische Anlegerschutzverein (SASV). Der Initiative des Vereins hätten sich rund 500 Aktionäre angeschlossen. Die Anmeldefrist für Aktionäre wurde verlängert und läuft nun am Montag, 14. August, aus. Dann soll die Klage eingereicht werden. SASV-Generalsekretär Arik Röschke bestätigte am Sonntag eine entsprechende Meldung der «Financial Times» vom Sonntag.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Über 1000 Personen hinter Klage vereint

«Konkret werden einige Aktionäre als sogenannte Musterkläger die Klage beim Handelsgericht in Zürich einreichen», sagte Röschke auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Hinter der Klage vereinten sich inzwischen sogar fast tausend Personen, die sich über den SASV angeschlossen hätten, sagte Röschke weiter.

Laut Mitteilung des Vereins handelt es sich dabei um «primär private Kleinanleger aus der Schweiz und ehemalige Mitarbeiter der CS» sowie «zahlreiche Pensionäre». Nach der Übernahme der CS durch die UBS hätten diese einen Teil ihrer Vergütung in «nun fast wertlosen Aktien» erhalten, heisst es in der Mitteilung.

Der Verein kündigte Ende Juli an, eine Klage gegen die UBS einreichen zu wollen. Das Ziel sei es, vor Gericht eine «angemessene Entschädigung» für die früheren CS-Aktionäre herauszuschlagen. Mit der Klage soll demnach das Umtauschverhältnis bei den Aktien unabhängig überprüft werden (siehe Box). 

«Charakter eines Kuhhandels»

Die UBS hatte die CS für 3 Milliarden Franken übernommen. Für den SASV steht daher fest: «Die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank durch die grösste Bank hatte den Charakter eines Kuhhandels, bei dem der Kaufpreis willkürlich festgelegt wurde.» So sei das Umtauschverhältnis «im Rahmen einer Hauruckaktion» bestimmt worden. 

Gleichzeitig dämpft der Verein aber allzu grosse Hoffnungen rund um die Klage: «Eine Garantie, dass Aktionäre am Schluss mehr erhalten, gibt es trotz des stossenden Vorgehens der UBS jedoch nicht.»

Das erhalten die Aktionäre für ihr CS-Papier

Wie der SASV ausführt, soll die Klage prüfen, ob die Anteils- und Mitgliedschaftsrechte der CS-Aktionäre im Rahmen der Übernahme der CS durch die UBS angemessen gewahrt wurden. Für Unmut sorgt die Tatsache, dass CS-Aktionäre für 22,48 CS-Aktien nur eine UBS-Aktie erhielten. Angesichts des Schlusskurses der UBS am Freitag, 17. März 2023, von 17.11 Franken lag der im Fusionsvertrag vom 19. März 2023 festgelegte Preis somit bei nur 76 Rappen pro CS-Aktie. Der Börsenkurs der CS-Aktie zwei Tage zuvor hingegen hatte noch bei 1.86 Franken gestanden. 

 

Wer für die Kosten der Klage aufkommt, ist noch unklar. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass sie von den Teilnehmenden anteilsmässig getragen werden. Zum anderen gibt es laut Verein die Option, sich «einer durch einen Prozessfinanzierer finanzierten Klage über den SASV anzuschliessen». Die Teilnahme an dieser Klage sei kosten- und damit risikolos.

Der Prozessfinanzierer finanziere die gesamten Kosten des Verfahrens, wie es weiter heisst. Im Erfolgsfall erhalte er eine Vergütung in Form eines Prozentsatzes der vom Gericht oder vergleichsweise festgelegten Entschädigung. «Der SASV erzielt durch die Prozessfinanzierung keinen Gewinn.»

Ende Juli sagte SASV-Generalsekretär Röschke, dass es sich dabei um keinen professionellen Prozessfinanzierer aus dem europäischen Ausland handle. «Es war einer im Gespräch, er wollte die Prozessfinanzierung letztlich leider nicht übernehmen.» Man habe aber nun einen privaten Prozessfinanzierer gefunden, so Röschke damals.

Auch Anleihe-Besitzer klagen

Zudem sind im Zusammenhang mit der Wertloserklärung der sogenannten AT1-Anleihen der Credit Suisse zahlreiche Beschwerden beim Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen eingereicht worden. Die Finanzmarktaufsicht Finma hatte im März dieses Jahres verfügt, im Rahmen der Notübernahme der CS durch die UBS ihre AT1-Anleihen im Gesamtwert rund 16 Milliarden Franken vollständig zu löschen.

(mit Material der awp)