Gäbe es im Banking die Goldene Himbeere, den Lästerpreis aus der Filmindustrie, zu vergeben, dann wäre die Credit Suisse wohl ein nur mit Mühe zu verdrängender Anwärter auf die säuerliche Auszeichnung.

Fast täglich liefert die Bank Negativmeldungen: Mal brennt ein Banker in Indien mit privaten Daten seiner Kolleginnen und Kollegen durch, dann laufen Hundertschaften von Senior Banker in London und Singapur zur Konkurrenz über.

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Schliesslich wird mit dem Einsatz von Medien über Höhe und Auszahlungsmodus von Banker-Boni gestritten. Und so ganz nebenbei rutscht der Aktienkurs ins Bodenlose ab. Die stolze Credit Suisse hat schwarze Tage hinter sich, und mühsame stehen an.

Ein echtes Kontrastprogramm zur Trübsal im Konzern bietet da die Swiss Bank oder kurz SB, wie die Schweiz-Einheit heute bei der CS heisst. Gestern firmierte diese noch unter dem Kürzel SUB, was nicht für eine Stadtbahn stand, sondern für Swiss Universal Bank. Das war ziemlich genau vor fünf Jahren. Damals sollte die SUB an die Börse gebracht werden, um so 4 Milliarden Franken bei der Investorengemeinde einzuspielen.

Es war eine von vielen hochtrabenden Ankündigungen von Bankchef Tidjane Thiam, die sich irgendwann in Luft auflösten. Nach millionenteuren Vorbereitungsarbeiten wurde der Plan kurzerhand schubladisiert. 

Gegenteil eines Blenders

Und das Erstaunliche ist: Diesen Bankteil im Heimmarkt, der unlängst filetiert werden sollte, wagt man sich heute gar nicht mehr wegzudenken. Denn André Helfenstein – er ist das Gegenteil eines Blenders, von denen es in der Bank viel zu viele hatte – führt die Einheit mit ruhiger Hand. Und ist erst noch erfolgreich.

Mittlerweile trägt die Schweiz-Einheit einen Drittel zum Konzernerlös bei, hinter dem globalen Wealth Management, das es auf 37 Prozent bringt. Und die Swiss Bank geschäftet erst noch mit einem Cost-Income-Ratio von 58 bis 60 Prozent, was auf eine hohe Effizienz hinweist. Konkurrenten liegen locker 10 Prozent höher.

Und selbst im Schreckjahr 2022 der Credit Suisse blieb der Gewinn der Schweiz-CS mit 1,43 Milliarden Franken im Fünfjahresschnitt. 2021 war mit 1,8 Gewinnmilliarden gar das beste Geschäftsjahr überhaupt, während sich das Investmentbanking und das Asset Management mit Komplettversagen in den Fällen Archegos und Greensill rumzuschlagen hatten. 

Neues Jagdfeld

Helfenstein und seine Truppe machen offenbar vieles richtig. Und sie sind trotz Donnergrollen im Konzern immer wieder für Überraschungen gut. Mitte Woche hat man zum Beispiel mit dem Finanzengagement beim Genfer Startup Taurus den Fussabdruck im wachsenden Digital-Banking vergrössert.

Und ausgerechnet im Investmentbanking, das intern wie extern gnadenlos dezimiert wird, hat man gar Wachstumspläne. Was bei näherem Besehen nicht überrascht.

Denn das hiesige Investmentbanking ist im Schuss und seit Jahren Marktleader im Land. In den letzten neun Jahren holte die CS Schweiz siebenmal die Auszeichnung «Switzerland’s Best Investment Bank» ab, die das Branchenmagazin «Euromoney» verleiht. Im Verfolgerfeld der Credit Suisse mühen sich derweilen Topadressen wie UBS, J.P. Morgan, Citi oder Bank of America ab.

Längst hat sich ein neues Jagdfeld aufgetan, grüne Anleihen, dort, wo man seit 2019 den Marktanteil verdoppelt hat. Und die Ambitionen von Helfenstein sind nicht kleiner geworden.

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