Die Durststrecke auf dem Anleihenmarkt liege nun definitiv hinter uns, betonen die beiden Axa-IM-Manager Chris Iggo und Jack Stephenson in Zürich vor rund drei Dutzend Anlageprofis aus der Finanz- und Versicherungsbranche.

«Begrenztes Risiko»

Die zwei Top-Shots von Axa Investment Managers empfahlen gestern Dienstag im Zunfthaus zum Rüden vor Anlagespezialisten aus der ganzen Schweiz, in US-High-Yield-Anlagen zu investieren.
Als High Yield gelten Obligationen, die mit einer Rating-Klasse ausserhalb des sicheren Rating-Bereichs benotet wurden. Die meist mit dem Rating B, BB, BBB oder CCC versehenen US-Hochzinsanleihen, erklärte der seit über 30 Jahren im Anlagegeschäft tätige Chris Iggo, könnten 2024 und darüber hinaus am meisten Rendite abwerfen.

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Robuste US-Wirtschaft

Unter Bezug auf mehrere Chart-Folien führte Iggo aus, warum er eine solche Einschätzung abgibt: Trotz überraschend robuster US-Ökonomie schätze er die Chancen auf dem Aktienmarkt weitaus geringer ein als andere Investment-Spezialisten. Die Konjunktur in Europa hinke der US-Wirtschaftsentwicklung weiter hinterher. Europa habe einen Nachholeffekt im Aktienbereich. Fixed Income, festverzinsliche Anleihen, sei wieder attraktiv und gehöre in jedes Depot.

Technologieaktien und Hochzinsanleihen

Gute Performance sollten gemäss Chris Iggo auch Technologieaktien des US-amerikanischen Nasdaq haben. Gepaart mit Anleihen propagiert Chris Iggo die seit ein paar Jahren aus der Mode geratenen 60:40-Portfolios, die zu 60 Prozent aus Aktien und zu 40 Prozent aus Anleihen bestehen. Damit ist er nicht allein. Auch etwa JP Morgan ist an diesem Thema dran.  «Das 60:40- Portfolio ist meiner Meinung nach wieder zurück und sehr attraktiv. Die schwierige Aufgabe von Investmentprofis besteht in diesem Jahr darin, Anlegerinnen und Anleger dazu zu bewegen, ihr gehortetes Bargeld wieder zu investieren», meint Iggo. «Denn 2023 war Cash der grosse King.»

Haufen von Bargeld gehortet

Natürlich vergassen Iggo und Stephenson vor der versammelten Investmentbranche nicht die Werbetrommel zu rühren. Bis zu 20 Prozent Gewinn im Jahr und mehr stellen die beiden Axa-IM-Manager in Aussicht. Und das bei «begrenztem Risiko». Ihre Argumente für einen Einstieg bei ihnen: Zwanzig Jahre positive Gesamtrendite seit der Gründung im Jahr 2001, 85 Prozent der Beobachtungen zur vierteljährlichen Nettorendite sind positiv oder neutral, nur zwei Ausfälle in der Strategie seit ihrer Einführung, im Vergleich zu 679 im Board-US-HY-Market.

Das lässt sich sicher sehen, dennoch scheint Vorsicht angebracht. Hochzinsanleihen versprechen zwar hohe Renditen und sind süsser Candy. Doch bezahlt wird dies mit einem erhöhten Risiko, das sich bitter in einem Totalausfall rächen kann. Die Gier nach schnellem Geld kann ganze Vermögen innert Kürze vernichten. Das wissen natürlich auch Iggo und Stephenson. In ihrer fünfzig Seiten dicken Dokumentation zum Zürcher Auftritt sind ganze zwei Seiten nur für die Nennung aller möglichen Risiken reserviert.

Die grosse Kunst der anwesenden Finanzspezialisten aus der Versicherungs- und Bankenbranche sowie Pensionskassen-Manager wird es sein, nur ein wenig vom süssen Candy zu kosten. Zu viel davon führt allzu oft zu heftigem Zahnweh.