Für 2023 erwarten satte 96% der befragten Institute eine Steigerung der operativen Ergebnisse – dieser Rekordwert liegt nochmal um 18 Prozent höher als im letzten Jahr. Die Banken haben grosses Vertrauen in ihre Stärken und zeigen sich auch für die absehbare Zukunft äusserst zuversichtlich. 87% prognostizieren für die kurzfristige Zukunft wachsende Erträge. Auf lange Sicht rechnen 89% der Institute mit wachsenden Erträgen.

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Diese positive Stimmung herrscht trotz eines sehr herausfordernden Umfelds, geprägt von geopolitischen Eskalationen, Bankenkonkursen, hartnäckiger Inflation und einer sich abkühlenden Konjunktur. «Hohe Zinsen, tiefe Wertberichtigungen und die resiliente Schweizer Wirtschaft führen im Jahr 2023 zu Rekordergebnissen bei den befragten Banken», sagt Patrick Schwaller, Managing Partner Audit Financial Services bei EY.

Während Retailbanken die höheren Gewinne vor allem zur Stärkung der Eigenmittel und damit zur Erhöhung der Resilienz zurückbehalten wollen (72% der Regionalbanken sowie 42% der Kantonalbanken), beabsichtigen die Vermögensverwaltungsbanken auch Investitionen in die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle (38% der Auslandsbanken sowie 30% der Privatbanken). Nur 8% wollen in die Verbesserung des Kundennutzens investieren, was vor dem Hintergrund der steigenden Kundenerwartungen und der Erhöhung der Komplexität der Kundenanfragen erstaunt.

Vertrauen in Immobilienmarkt und KMU

Die weiterhin grosse Nachfrage im Immobilienmarkt scheint insbesondere die Preise im Wohnbausegment nach wie vor zu stützen. Die Banken antizipieren keinen Trendwechsel und zeigen weiterhin grosses Vertrauen in die Resilienz des Immobilienmarkts. Nur 22% gehen kurzfristig von einem steigenden Wertberichtigungsbedarf für Wohnbaufinanzierungen aus (Vorjahr: 31%). 

Weniger Kreditausfälle befürchtet

Auch das Vertrauen in die KMU steigt deutlich: Im Bereich der KMU-Finanzierungen gehen nur noch 42% der Banken von steigenden Kreditausfällen in den kommenden Jahren aus, 17% weniger als im Vorjahr. «Dies ist vor dem Hintergrund des anspruchsvollen Umfelds mit verschärften Finanzierungsbedingungen, abkühlender Konjunktur und geopolitischen Eskalationen durchaus bemerkenswert. Die Banken haben ein grosses Vertrauen in die Widerstandskraft der heimischen Wirtschaft», sagt Patrick Schwaller.

Auswirkungen der CS-Übernahme

Die Folgen der CS-Übernahme durch die UBS werden die Schweizer Banken vermutlich noch länger beschäftigen. Als Folge dieser Neuordnung wurde beispielsweise die Befürchtung laut, dass sich gerade im Firmenkundengeschäft eine Angebotslücke im Sinne einer Kreditverknappung auftun könnte. Kurzfristig ist nicht davon auszugehen. Die Mehrheit der befragten Banken (66%) erwartet aber, dass es mittel- bis langfristig durchaus auch zu Anpassungen des Angebots im Firmenkundengeschäft kommen kann. Darüber hinaus sind sich sämtliche Banken einig, dass die Notübernahme zu Verschärfungen der Finanzmarktregulierung führen wird.

Einsatz von Künstlicher Intelligenz

82% der befragten Institute geben an, sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz zu beschäftigen. Zwar gibt eine Mehrheit an, sich vorerst auf allgemeine Diskussionen zum Thema zu beschränken. Jedoch hat immerhin ein Drittel erste Anwendungsfälle ausgearbeitet oder bereits Pilotprojekte durchgeführt. KI-Anwendungen sind jedoch erst bei 6% bereits operativ im Einsatz. 

Die Banken sehen solche Anwendungsfälle primär in den Bereichen «Regulatory & Compliance» (54%) sowie in der Prozessautomatisierung (55%) und somit eher im Backoffice als in der Interaktion mit Kunden. Nur 20% ziehen nämlich zurzeit Anwendungsfälle im Bereich der Kunden- und Anlageberatung in Betracht.

Nachhaltigkeit, Greenwashing und Pflicht zur Berichterstattung

Der Anteil der Banken, welcher bei der Kreditvergabe ESG-Kriterien effektiv bereits anwendet, ist von 22% im Vorjahr auf nun 37% markant gestiegen. Weitere 35% beabsichtigen, dies in Zukunft zu tun.

Können die Banken diese Versprechen nicht halten oder fehlen die Daten für einen entsprechenden Nachweis, setzen sich die Institute vermehrt dem Risiko von Greenwashing-Vorwürfen aus. Rund zwei Drittel der befragten Banken sehen darin zwar nach wie vor in erster Linie ein Reputationsrisiko, dennoch ist bemerkenswert, dass Aufsichtsbehörden in führenden Finanzplätzen immer vehementer und zum Teil auch mit hohen Bussen gegen Greenwashing vorgehen. (pd/hzb/pg)