Was läuft da in der Nordwestschweiz? Entweder wurden im vergangenen Jahr massiv viele Häuser gebaut oder die Kantonalbanken von Basel-Stadt und Baselland haben ihre Marktanteile deutlich ausgebaut. Klar ist nur: Beide haben stark im Hypothekargeschäft zugelegt – stärker wohl als ihre Konkurrenz.

Gestern Mittwoch schon legte die Liestaler BLKB ihre Zahlen vor. Um 6,5 Prozent baute sie ihr Hypothekarvolumen aus im Vergleich zum Vorjahr. 23 Milliarden an Hypotheken hat die Landbank nun ausstehen. Klare Aussagen zum Grund machte CEO John Häfelfinger an der Medienkonferenz nicht. Er verwies bloss auf den hohen Marktanteil, den seine Bank im Kanton Baselland habe.

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Ein Grund für das Wachstum der BLKB dürfte die Expansion in den Kanton Aargau sein. Die BLKB übernahm mehr oder weniger das ganze Fricktaler Personal der ehemaligen NAB, nachdem diese in die Credit Suisse eingegliedert worden war. Offenbar mit Erfolg. Zwar nennt die Bank keine Zahlen. Im Gespräch wurde aber klar, dass viele Kundinnen und Kunden ihren Beratern gefolgt waren, auch wenn ein Teil der Hypotheken – aufgrund der Laufzeiten – noch immer bei der CS liegt.

BKB legt um mehr als 9 Prozent zu

Heute nun folgte die Stadtbasler BKB – und überbot die Schwesterbank sogar noch: Konzernweit, also inklusive der 100-Prozent-Tochter Cler, wuchs das Hypothekarvolumen um 5,9 Prozent auf 31,5 Milliarden Franken. Betrachtet man nur das Stammhaus der Basler Kantonalbank, das etwa die Hälfte davon ausmacht, liegt das Hypo-Wachstum sogar bei 9,1 Prozent. Damit dürfte die BKB eine Kandidatin für den schweizweiten Rekord sein – zumindest unter den grössten Banken.

Das Wachstum sei sicherlich auf die Dynamik des Marktes zurückzuführen, sagt BKB-Chef Basil Heeb. Besonders viele Hypothekarkredite habe man bei institutionellen Investoren abgeschlossen. Man habe insbesondere im letzten Quartal 2022 zulegen können. Das könnte auch ein Indiz dafür sein, dass die Konkurrenz kurz vor dem Bilanzstichtag zurückhaltender war. In der Region Basel sind das insbesondere die beiden Grossbanken.

Grosse Unterschiede zwischen den beiden Banken gibt es indes bei der Gewinnentwicklung. Während die Basler Kantonalbank heute auf Ebene Reingewinn ein fettes Plus von 15 Prozent auf 139 Millionen Franken ausweisen kann, stagniert der Gewinn der Baselbieter BLKB mit einem Minus von 0,1 Prozent bei 130 Millionen Franken.

Belastet wurde das Ergebnis der BLKB vor allem durch die Investitionen in das Zürcher Startup Radicant, das kurz vor dem operativen Start steht, vorerst aber nur Geld verbrennt. Der Vergleich von Stammhaus- und Konzernabschluss zeigt, dass der Jahresgewinn ohne Radicant um rund 14 Millionen Franken höher gewesen wäre. Zudem habe man bisher rund 70 Millionen Franken in Radicant investiert, hiess es gestern an der Jahres-Medienkonferenz.

Grosse Unterschiede zeigen sich bei der Ertragsstruktur der beiden Banken. Die BLKB kommt mit einem grossen Anteil Zinsergebnis deutlich traditioneller daher als die Basler Kantonalbank, bei der die Vermögensverwaltung einen grösseren Anteil einnimmt, was sich auf Handel und Kommissionseinnahmen auswirkt.

Gemein ist den beiden Instituten eine eher tiefe Eigenkapitalrendite. Während die Basler Kantonalbank diese auf 5,3 Prozent (Konzern) beziffert, weist die BLKB keine entsprechende Zahl aus. Aufgrund der ausgewiesenen Gewinn- und Bilanzzahlen dürfte der Wert aber in einer ähnlichen Höhe Liegen.

Hypo-Boom auch im Osten

Die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohneigentum spüren auch die Kantonalbanken in der Ostschweiz. Das Hypothekenbuch der Thurgauer Kantonalbank ist letztes Jahr 6,4 Prozent auf 23,1 Milliarden Franken gewachsen. Dennoch verdiente die TKB mit dem Zinsgeschäft etwas weniger als im Vorjahr. Insgesamt aber konnte sie den Geschäftserfolg 3 Prozent auf 372,6 Millionen steigern und den Gewinn um 1,6 Prozent ausbauen. Netto sind der Bank im Jahr 2022 1,4 Milliarden Franken Neugelder zugeflossen.

In einem ähnlichen Rahmen lag das Hypothekenwachstum bei der St. Galler Kantonalbank, die gestern, Mittwoch, die Jahresergebnisse vorlegte. Das Gesamtvolumen nahm 6 Prozent auf 27,9 Milliarden Franken zu. Klassische Hypotheken an Privatpersonen legten um rund 500 Millionen zu, das ist ein Plus von 3,2 Prozent. Die SGKB hat noch mehr Neugelder angezogen als die TKB: 2,7 Milliarden Franken sind ihr 2022 per Saldo zugeflossen. Der Konzerngewinn stieg um 1,4 Prozent auf 183,8 Millionen Franken.

(pr)

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