Herr Lojacono, wie hat Ihre Zeit bei Google Ihre Sichtweise auf digitale Währungen und deren Integration in traditionelle Finanzsysteme geprägt?
Google hat bei meiner Reise rund um digitale Währungen eigentlich keine Rolle gespielt. Die Zeit bei Google hat mich aber insofern geprägt, dass ich grundsätzlich fasziniert bin von der Innovationskraft digitaler Lösungen und begeistert von der amerikanischen «Let’s go and do it»-Mentalität sowie vom Risikoappetit des Konzerns.
Welche spezifischen Herausforderungen haben Sie bei der Gründung der Berglinde AG im Kontext der Banken- und Finanzbranche erlebt, und wie haben Sie diese überwunden?
Wir sind da immer noch an der Überwindung, um ehrlich zu sein. Die Berglinde hat das Ziel, zum regulierten Assetmanager für das Bitcoin-Ökosystem zu werden. Wir gehen davon aus, dass sich Finanzdienstleistungen rund um Bitcoin als Asset aufbauen werden. Wir möchten das Eintrittstor für qualifizierte Investoren sein und ihnen die Möglichkeit geben, reguliert und sicher von den Opportunitäten zu profitieren. Das geht offensichtlich mit regulatorischen Anforderungen einher. Diese zu meistern, ist für junge Unternehmen enorm schwierig und kostenintensiv. Und die etablierten Player sind jetzt auch nicht gerade bekannt dafür, dass sie neuen Marktteilnehmenden das Leben besonders einfach machen möchten ...
Inwiefern unterstützt die Berglinde AG Banken dabei, Bitcoin und andere Kryptowährungen in ihre Dienstleistungen zu integrieren?
Unsere Zielkunden sind in erster Linie qualifizierte und institutionelle Investoren. Wir helfen ihnen dabei, Bitcoin als Asset zu verstehen und aufzuzeigen, welche Anlagemöglichkeiten es auch neben dem Asset an sich gibt. Als Erstes Produkt lancieren wir dann auch die Möglichkeit, in Bitcoin-besicherte Kredite zu investieren. Quasi ein Lombard-Kredit für Bitcoin-Halter mit attraktiven Renditen für die Investoren. Was Banken anbelangt, helfen wir ihnen sehr gerne, diese Lösung bei ihnen zu integrieren, das 24/7-Collateral-Management und die Verwertung des Assets im Falle einer Liquidation zu übernehmen. Es sei aber hier auch gesagt, dass wir ein noch ganz junges Unternehmen und dementsprechend flexibel sind. Wir helfen allen etablierten Marktteilnehmenden enorm gerne, die Faszination für Bitcoin zu erklären und Opportunitäten aufzuzeigen.
Welche aktuellen Trends in der Blockchain-Technologie und im Bitcoin-Markt sind für Banken besonders relevant, und wie sollten sie darauf reagieren?
Wir sind überzeugt, dass sich im 2025 die Spreu vom Weizen weiter trennen wird und die Alleinstellungsmerkmale von Bitcoin offensichtlich werden. Dementsprechend konzentrieren wir uns auch nicht auf die Blockchain-Technologie. Alle Enterprise-Blockchains und viele Kryptoprojekte werden über die nächsten Jahre vom Markt verschwinden. Stattdessen wird sich Bitcoin als einziger wirklich dezentraler, zensurresistenter und unglaublich sicherer Vermögenswert durchsetzen. Viele Firmen und Staaten werden auf den Zug aufspringen und ihre Zeit und Energie in Bitcoin speichern.
Phil Lojacono ist Gründer und Partner der Berglinde AG. Das Unternehmen bietet Asset Management Dienstleistungen rund um das Bitcoin Ökosystem.
Wie wichtig ist die Schulung von Bankmitarbeitenden im Umgang mit Bitcoin und digitalen Vermögenswerten für die Wettbewerbsfähigkeit von Finanzinstituten?
Extrem wichtig. Banken sehen massive Abflüsse, wenn sie keine Lösung anbieten. Und wenn das Personal nicht geschult ist, wird es immer schwieriger, die Kunden zu halten.
Was sind die langfristigen strategischen Ziele der Berglinde AG in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Banken und Finanzdienstleistern?
Unsere Vision ist, das Eintrittstor der traditionellen Finanzwelt in das Bitcoin-Ökosystem zu sein. Wir möchten Investitionsprodukte bauen, welche der traditionellen Finanzwelt helfen, diese Chance zu packen und von den Opportunitäten zu profitieren.
Wie schätzen Sie das Potenzial von Bitcoin als Anlageklasse für Banken ein, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit?
Gigantisch gross. Die Lancierung der ETF in den USA hat das Potenzial eindrücklich aufgezeigt. Die Bitcoin ETF, allen voran Ibit von Blackrock, schlagen alle Rekorde. In Zeiten von hoher Inflation und nicht enden wollendem Gelddrucken hat der Markt offensichtlich das Bedürfnis nach einem deflationären, von niemandem kontrollierbaren Vermögenswert. Ich würde dementsprechend allen Finanzdienstleistern ans Herz legen, sich damit auseinanderzusetzen.
Wie gehen Sie mit der Skepsis gegenüber Bitcoin in der Bankbranche um, insbesondere in Bezug auf Regulierung und Sicherheit?
Alles Neue wird am Anfang skeptisch angeschaut. Bitcoin ist eigentlich sehr einfach, aber gleichzeitig auch hochgradig komplex. Es ist die Kombination zwischen allem, was man nicht über Technologie weiss, und allem, was man nicht über Geldpolitik weiss. Es wird aber immer besser, und wir stehen auch gerne zur Verfügung, wenn man diese Lücke schliessen möchte. Unserer Meinung nach führt für alle traditionellen Finanzinstitute kein Weg daran vorbei.
Könnten Sie konkrete Fallstudien oder Beispiele nennen, wie Banken von der Implementierung von Bitcoin-Services profitieren können?
Der Erfolg der LUKB und anderer Banken (wie Postfinance, Zuger KB oder ZKB) bei den Verwahrungs- und Trading-Dienstleistungen spricht sicher Bände. Künftig wird aber das Kreditwesen sehr spannend werden. Bitcoin ist 24/7 und weltweit handelbar, hoch liquide und hat den gleichen Preis auf der ganzen Welt. Das sind hervorragende Eigenschaften als Sicherheit für einen Kredit. Auf der anderen Seite sind Unternehmen und Privatpersonen, welche Bitcoin halten, bereit, einen hohen Zins zu bezahlen, da sie nicht verkaufen möchten.
Wie sehen Sie die Rolle von Banken in der Zukunft des digitalen Zahlungsverkehrs und der Kryptowährungen in den nächsten fünf Jahren?
Ich glaube nicht, dass Banken als Intermediär verschwinden werden. Obwohl natürlich das ursprüngliche Ziel von Bitcoin war, dass Transaktionen komplette Peer-to-Peer abgewickelt werden können, ohne auf eine Gegenpartei angewiesen zu sein. Viele Leute bevorzugen aber, dass sie die Verantwortung in andere Hände legen können. Von daher gehe ich davon aus, dass sich sichere und dynamische Finanzinstitute durchsetzen werden und selbst in einer von Bitcoin dominierten Welt eine wichtige Rolle spielen würden.
1 Kommentar
Kryptowährungen, ja oder besser nicht?
Die Nationalbank hat das Privileg, auf ein spezielles Papier eine Grafik und die Zahl 1000 zu drucken, was etwa einen Franken kostet. Die 999 Franken sind ihr Gewinn und der wird weitgehend an Bund und Kantone ausgeschüttet und kommt somit dem Steuerzahler zugute.
Nun wissen wir, dass dieses Geld ziemlich ungleichmässig verteilt ist - zum Glück!
Es ist nämlich so, dass diejenigen, welche am meisten haben, auch in der Steuerprogression ganz oben sind. Ein hoher Betrag von Einkommen bzw. Vermögen bringt dem Fiskus mehr als die gleiche Summe von entsprechend zahlreichen Menschen aus dem Mittelstand.
Die obersten 5 Prozent zahlen zwei Drittel der Direkten Bundessteuer stand in der zuverlässigen NZZ. Das entlastet den Mittelstand und finanziert weitgehend die soziale Wohlfahrt.
Aber was machen die Reichen mit dem Geld, das sie selbst nicht brauchen?
Die ganz versnobten könnten etwa eine Zigarre mit einer Tausendernote anzünden.
Damit schenken sie der Nationalbank und somit dem Staat 999 Franken!
Die tüchtigen Reichen schaffen Arbeitsplätze, wie etwa Christoph Blocher in dem früher eher armen Bergkanton Graubünden. Damit verdienen sie noch mehr und werden noch reicher.
Demzufolge können sie noch mehr Steuern zahlen und noch mehr Arbeitsplätze schaffen.
Andere Reiche leisten sich auch mal einen oder mehrere Ferrari, Maserati oder Lamborghini. Davon können hochqualifizierte Arbeitskräfte in Norditalien gut leben.
Würden alle gleich viel verdienen, wären die Emserwerke längst bankrott und die Ferrari-Belegschaft arbeitslos. Das Geld flösse mehrheitlich nach China.
Und plötzlich kommen Leute, die sagen "April, April - wir brauchen Euer Geld nicht, wir machen das selber". Demzufolge kommt über das Internet ein Schwall von Elektronen, welche behaupten "Wir sind Geld".
Das besondere an diesem Elektronenschwall besteht darin, dass seine Herstellung eine Menge Energie verbraucht. Selbst wenn dafür Wasserkraftwerke verwendet werden, muss deren Verbrauch andernorts durch durch thermische Energie ersetzt werden.
Die Wertschwankungen von solchen Kryptowährungen sind ein Problem derjenigen, die sie verwenden. Hingegen ist jeder nicht mehr gebrauchte Franken oder Dollar ein Verlust für die Nationalbank bzw. das "Fed" und somit für die betreffenden Steuerzahler.