Das Schicksal der Credit Suisse wurde am Wochenende des 19. März besiegelt. Bevor die Übernahme durch die UBS in trockenen Tüchern war, tauchten in der «Financial Times» Meldungen auf, dass der US-Fondsriese Blackrock eine Offerte erwogen habe. Doch das Ganze verlief schnell im Sand. Die Episode zählt zu den vielen Merkwürdigkeiten der CS-Saga.

Nun nannte vor kurzem zum ersten Mal ein Blackrock-Manager Details: Philipp Hildebrand. Der frühere Chef der Schweizerischen Nationalbank war Gast bei einer Veranstaltung von «Finanz und Wirtschaft» und erzählte über die damaligen Ereignisse. 

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Hildebrand bestätigte, dass sich Blackrock tatsächlich über das Dossier der Credit Suisse gebeugt hatte. «Natürlich wäre das Wealthmanagement an sich für einen Assetmanager interessant», erklärte er. Der Satz ist eine kleine Bombe: Denn das heisst, dass der grösste Vermögensverwalter der Welt ernsthaft in Betracht gezogen hatte, im grossen Stil in das Private Banking einzusteigen – was ein komplett neues Geschäftsfeld für Blackrock gewesen wäre. «Wir haben uns das natürlich angeschaut», so Hildebrand.

Zu grosser Zeitdruck

Doch die grosse Idee sei an den noch grösseren Umsetzungsschwierigkeiten gescheitert, ergänzte er. «Das zu trennen (das Wealthmanagement der CS, d. Redaktion) in der Krisenzeit mit allen Unsicherheiten, das war einfach nicht machbar.» Eine Teilübernahme nur der Vermögensverwaltung der CS sei «aus verschiedenen Gründen nicht möglich», erklärte der Blackrock-Manager. 

Eben wegen des enormen Zeitdrucks – die CS verlor in der Krisenzeit täglich Milliarden an Kundengeldern – habe der Bundesrat bei der Rettung der CS nur die Alternativen Vollübernahme oder Abwicklung zur Verfügung gehabt, so Hildebrand. Letztlich sei die Übernahme durch die UBS die einzig machbare Variante gewesen. «Es ist schade für den Finanzplatz und den Wettbewerb», sagte Hildebrand. 

Blackrock-Chef hat eine CS-Vergangenheit

Schon in der Vergangenheit hat der US-Riese gezeigt, dass er Krisen für sich nutzen kann. 2009 im Nachgang zur Finanzkrise krallte er sich den Investmentarm BGI von der damals notleidenden Barclays für 15,2 Milliarden Dollar. Der Deal legte den Grundstein für Blackrocks Dominanz im Geschäft mit passiven ETF-Fonds.

Zudem hat Blackrock-Chef Larry Fink eine persönliche Beziehung zur Credit Suisse: Hier machte er Karriere als Obligationenhändler. Diese endet allerdings Ende der 80er abrupt, weil sein Handelsdesk hohe Verluste produziert hatte. Mit Blackrock startete Fink durch und machte den Vermögensverwalter zu einem der mächtigsten Finanzkonzerne der Welt.

Nun wäre der US-Fondsgigant mit dem Teilkauf der Credit Suisse aus dem Stand zu einer Macht im Private Banking geworden. 

Doch mehr als eine Idee war es nicht. Und als diese durch die «FT» am fraglichen März-Wochenende publik wurde, folgte sogleich ein offizielles Dementi – auf das nun auch ein Blackrock-Sprecher verweist: «Blackrock ist nicht an Plänen beteiligt, die Credit Suisse ganz oder teilweise zu übernehmen, und hat auch kein Interesse daran.»

Holger Alich
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