Damit drohten sämtliche Auslandsverbindlichkeiten des Immobilienentwicklers als Zahlungsausfall gewertet zu werden. Für Country Garden endete am Dienstag die Nachfrist für eine 15 Millionen Dollar schwere Zinszahlung eines Dollar-Bonds. Einem Anleihegläubiger zufolge war Mittags (Ortszeit) noch kein Geld eingetroffen. Das Unternehmen wollte sich zu diesem Thema nicht äussern. Es hatte aber selbst vor einigen Tagen gewarnt, Schulden möglicherweise nicht bedienen zu können. "Das ist eine öffentlichkeitswirksame und deutliche Erinnerung daran, wie schlecht es um die Immobilien-Entwickler steht, insbesondere die privaten", sagte Chris Beddor, China-Experte beim Research-Haus Gavekal Dragonomics.

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Die Auslandsschulden von Country Garden summieren sich auf 17 Milliarden Dollar in Anleihen und Krediten. Bei einem Zahlungsausfall stünde das Unternehmen vor einer der grössten Umschuldungen der chinesischen Wirtschaftsgeschichte. Es wäre jedoch nicht der erste Fall. Dem Branchendienst CreditSights zufolge gelten bislang Auslandsverbindlichkeiten chinesischer Immobilienentwickler im Volumen von 114,6 Milliarden Dollar als Zahlungsausfall. Insgesamt steht die Branche, die für ein Viertel der Wirtschaftsleistung der Volksrepublik steht, mit 175 Milliarden Dollar bei ausländischen Gläubigern in der Kreide.

Anhaltende Krise

Der chinesische Immobiliensektor steckt seit 2021 in der Krise. Damals erhöhten die Behörden wegen ausufernder Schulden den regulatorischen Druck. Inzwischen gibt es deswegen immer mehr Bauruinen. Experten befürchten durch die Schieflage zahlreicher Firmen einen Domino-Effekt, der die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft und auch die Konjunktur in anderen Regionen in Mitleidenschaft ziehen könnte.

Auf den Aktienkurs von Country Garden hatte der drohende Zahlungsausfall am Dienstag keine Auswirkungen. Die Papiere notierten in Hongkong kaum verändert. Allerdings hatten sie in den vergangenen zwölf Monaten bereits rund drei Viertel ihres Wertes eingebüsst.

Wegen der allgemeinen Nervosität im Sektor stürzten dagegen die Titel von Gemdale an der Börse Shanghai um die maximal möglichen zehn Prozent ab und waren mit 5,52 Yuan so billig wie zuletzt vor mehr als zehn Jahren. Auslöser war der Rücktritt des Firmenchefs. Die Immobilienfirma betonte allerdings, Ling Ke gebe sein Amt aus gesundheitlichen Gründen auf. "Die Anleger sind wegen des überraschenden Rücktritts besorgt über die Finanzlage von Gemdale", sagte Analyst Ting Meng von der ANZ Bank. Nach Angaben des Datenanbieters LSEG sitzt die Firma auf einem umgerechnet 2,9 Milliarden Dollar hohen Schuldenberg in Form von Anleihen, die bis Ende 2024 fällig werden. (reuters/hzb/ps)