Personalvermittler auf der ganzen Welt erhalten eine beispiellose Anzahl an Anrufen von Bankern der Credit Suisse. Sie suchen angesichts der anstehenden Übernahme des Kriseninstituts durch die UBS einen neuen Job.

Von Singapur über London bis New York haben Headhunter und konkurrierende Geldhäuser in den letzten Tagen Anrufe von besorgten Credit-Suisse-Mitarbeitern entgegengenommen. Dies ist von Mitarbeitern von mehr als einem Dutzend Firmen zu hören. 

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Ein Personalvermittler aus Singapur bearbeitete am Montag Anfragen von rund 30 Privatbankern der Credit Suisse zu verfügbaren Stellen. Ein anderer aus Hongkong sprach dem Vernehmen nach seit letzter Woche mit mehr als 20 leitenden Investment-Bankern des Schweizer Instituts. Ein Unternehmen, das sich auf die Vermittlung von Managing Directors spezialisiert hat, gab an, seit Freitag Anrufe dieser Art zu erhalten – insbesondere im Bereich Wealth Management. 

Ein Headhunter in London — wo die Credit Suisse laut ihrer Website rund 5500 Mitarbeitende beschäftigt — erhielt das ganze Wochenende über Anrufe, vor allem von Mitarbeitern aus dem Aktienbereich. Die Überschneidungen mit dem bestehenden Geschäft der UBS sind in diesem Segment besonders gross. Dass einige bei anderen Firmen unterkommen, ist nach Angaben des Headhunters wahrscheinlich, eine Grossübernahme von Credit-Suisse-Bankern indessen nicht.

In New York hatten laut einem anderen Headhunter mehrere Tausend Mitarbeiter der Bank gehofft, zur Credit Suisse First Boston zu wechseln — dem Investmentbank-Spinoff, das im Mittelpunkt der Umstrukturierungsbemühungen der Schweizer Bank stand. Laut Michael Nelson, Managing Director des Personalvermittlers Quest Group, ist dies nun unwahrscheinlich. Viele dürften auf einen Wechsel zur UBS hoffen.

«Wenn sie nicht zur First Boston gehen, müssen sie zum UBS-Bereich Festverzinsliche – und der ist viel kleiner als jener der Credit Suisse», sagte Nelson in einem «Bloomberg»-Interview. «Ich vermute, dass man sie auf die Strasse setzen wird.»

Banken-Personal ist von Angst getrieben

Wer angesichts der staatlich eingefädelten Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS einen neuen Job sucht, trifft derzeit auf einen schwierigen Arbeitsmarkt. Auch andere Grossbanken wie Goldman Sachs und Nomura bauen Stellen ab, da das Dealgeschäft stockt und auch der Handel nicht floriert.

«Wir ermutigen unsere Kollegen, in einem schwierigen Umfeld ihr Bestes zu geben», sagte eine Sprecherin der Credit Suisse in Singapur auf «Bloomberg»-Anfrage. «Letztlich werden wir alles tun, um einen geordneten Übergang zu gewährleisten und unsere Kunden bestmöglich zu bedienen.» Die UBS reagierte nicht auf eine E-Mail mit der Bitte um Stellungnahme.

Beim Personalvermittlers Principal Partners in Singapur haben sich die Anfragen von Credit Suisse-Mitarbeitern im letzten Monat intensiviert. Inzwischen erhalte das Unternehmen noch mehr Bewerbungen von Bankmitarbeitern aus ganz Asien. «Die besten Angstellten der Credit Suisse haben die Bank wahrscheinlich schon verlassen», sagt Will Ran, Managing Director bei Principal Partners. Das Umfeld für Neueinstellungen sei schwierig. Es gibt «definitiv nicht genug Jobs für alle».

Ein asiatischer Headhunter berichtet von einem Director, der wissen wollte, ob gerade ein guter Zeitpunkt zum Wechsel sei oder ob Credit-Suisse-Mitarbeiter als «notleidendes Gut» angesehen würden. Laut dem Headhunter machen sich besonders Mitarbeiter in den Bereichen Anlageberatung, Compliance, Recht und Revision Sorgen um ihre Arbeitsplätze angesichts der ausgeprägten Überschneidungen, die es dort mit der UBS gibt. Kundenberater indessen seien potenziell in einer besseren Position. 

(Bloomberg/mth)

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