Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma sieht noch mehr Risiken als bisher auf den Schweizer Finanzplatz zukommen. Zu den sieben alten Risiken, die die Finma bisher im Auge behält, gesellen sich nun zwei neue Problemfelder hinzu: Neben KI- und cloudbasierten Risiken sieht die Aufsichtsbehörde ein zweites, neues Risiko rund um Refinanzierungen und Liquidität am Horizont heraufziehen. Das überrascht nicht, denn makroökonomische Unsicherheiten, anhaltende geopolitische Spannungen und regionale Konflikte beeinflussen auch die Geschäftstätigkeiten von Schweizer Banken.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Durch die Zinserhöhungen der Nationalbanken rund um den Globus verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum zunehmend. Dies ist zwar von den Nationalbanken gewollt, da sich nur durch eine Abkühlung der Wirtschaftstätigkeit die hohe Inflation wieder auf ein akzeptables Mass verringern lässt. Allerdings bergen hohe Zinsen die Gefahr von Kreditausfällen. Nämlich dann, wenn Schuldner ihre Zinsen nicht mehr bedienen respektive ihre Schuldenlast gar nicht mehr schultern können und Insolvenz anmelden müssen. Offenbar ordnet die Finma aus diesem Grund die Finanzierungsproblematik höher ein als noch vor ein paar Monaten.

Mehr «bedeutende Risiken»

Im heute veröffentlichten Risikomonitor 2023 identifiziert die Aufsichtsbehörde nun neun statt sieben «bedeutende Risiken» für die hiesige Finanzbranche. Weiterhin im Auge behalten will die Finma auch die bisher ausgemachten Risiken: Zinsrisiken, Kreditrisiken bei Hypotheken, Kreditrisiken bei übrigen Krediten, Credit-Spread-Risiken, Risiken von Cyberangriffen, Risiken im Bereich der Geldwäschereibekämpfung sowie Risiken wegen eines erschwerten grenzüberschreitenden Marktzugangs.


KI-Trend bereitet der Finma offenbar Sorgen

Der Risikomonitor der Finma behält auch Trends des Schweizer Finanzmarkts im Blick, wenn diese einen nachhaltigen Einfluss auf die Finanzbranche haben könnten. Die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) ist ein solcher Trend. Er geht einher mit Auslagerungen an externe Dienstleister und Cloud-Lösungen. «Für Banken bieten sich Skalierungseffekte durch KI-Applikationen», wie Dennis Joosten von Epam betont. 

Der KI-Banken-Experte weiss, wie attraktiv und verlockend dieser Trend ist: «Cloudbasierte Lösungen ermöglichen die nahtlose Integration von Fintech-Anwendungen und KI-gesteuerten Funktionen. So können innovative Produkte und Dienstleistungen angeboten werden.» Die Cloud und KI bieten eine Vielzahl von Vorteilen für Finanzdienstleister – so etwa eine bessere Kosteneffizienz. Angesichts dieser Verlockung könnten Banken zu wenig Vorsicht im Cloud- und KI-Bereich walten lassen.

Diesem Risiko möchte die Finma offenbar einen Riegel vorschieben – und warnt die Finanzdienstleister. In ihrem Risikomonitor sieht die Finma «besondere Herausforderungen» auf die Schweizer Bankenlandschaft zukommen. Sie ergäben sich «im Zusammenhang mit der Verantwortung für KI-Entscheidungen, der Zuverlässigkeit von KI-Anwendungen, der Transparenz und Erklärbarkeit von KI-Entscheidungen sowie der Gleichbehandlung von Finanzmarktkundinnen und -kunden». Die Finma will die Entwicklungen beim Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Finanzbranche im Blick behalten.

CS-Integration in die UBS unter Beobachtung

Auch die grösste Baustelle im Bankenwesen bereitet den Finma-Leuten offenbar Kopfschmerzen. Die letzte Schweizer Grossbank, von vielen Finanzexperten und -expertinnen als «Monsterbank» bezeichnet, bleibt im Fokus der Bankenaufseher: «Unabhängig von den identifizierten Hauptrisiken» behält die Finma «auch die spezifischen Risiken, die sich aus dem Zusammenschluss der beiden Grossbanken ergeben, im Fokus ihrer Aufsichtstätigkeit», betont sie. UBS-CEO Sergio Ermotti und sein Team stehen also weiter unter intensiver Finma-Beobachtung.