Es ist das heisse Thema unter Retailbanken in der Schweiz: Lanciert die britische Digitalbank Revolut einen echten Schweizer Ableger mit personellem Fussabdruck und Finma-Lizenz? Vieles spricht dafür, wie Recherchen der «Handelszeitung» zeigen. Heute operiert Revolut als Fintech grenzüberschreitend aus Grossbritannien heraus. Wer als Schweizerin oder Schweizer ein Konto eröffnet, kann darauf zwar Franken einzahlen, hat ansonsten aber ein britisches Konto. Das könnte sich nun ändern. Endlich, muss man sagen. Denn mehr Wettbewerb tut dem Schweizer Bankenplatz gut.

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Seit sich Revolut vor sieben Jahren erstmals der Schweizer Kundschaft geöffnet hat, wurde die Digitalbank von hiesigen Banken wahlweise ignoriert, kleingemacht oder unterschätzt. Das Angebot wurde als Geschäft ohne Marge verspottet, das nur von naiven Investoren und Investorinnen am Leben gehalten würde. Und die Schweizer Banken konnten gut spotten: Auch wenn sie sich stets über die Rahmenbedingungen beklagen, schreiben sie – vor allem im lokalen Geschäft – von Jahr zu Jahr mehr Gewinn. Das sei ihnen gegönnt. Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.

Die verspottete Revolut ist längst ein globaler Gigant geworden, mit einer weltweiten Kundenzahl im zweistelligen Millionenbereich. Und vor allem: mit bereits 800’000 Kundinnen und Kunden in der Schweiz. Jeder und jede Zehnte geht bereits bei den Briten fremd.

Im Kleinen hat Revolut den Markt bereits verändert: Heute werben auch Schweizer Online-Banken mit margenfreien Wechselkursen und modernen Apps. Erst verspotten, dann kopieren. So geht das bei uns.

Noch ist das Angebot von Revolut in der Schweiz überschaubar: Kartenzahlungen, Fremdwährungskonten und etwas Spekulation mit Kryptoassets. Schweizer Kontonummern und eine Teilnahme am Inlandzahlungsverkehr fehlen genauso wie verzinste Sparprodukte oder Aktienhandel. Die vielen Karten werden vor allem vor Auslandferien hervorgekramt, um die horrenden Devisenaufschläge der Schweizer Banken zu vermeiden.

Doch die hiesigen Banken sollten sich nicht in falscher Sicherheit wähnen. Sollte Revolut die angedeuteten Ambitionen wirklich in Taten umsetzen und ein breiter aufgestelltes Angebot lancieren, hätte das auf jeden Fall Auswirkungen auf den ganzen Markt. Und das ist gut so. 

Wo bereits eine Kundenbeziehung besteht, sind auch neue Angebote schnell ausprobiert. Geld aufs Sparkonto verschieben? Dauert maximal einen Tag. Eine Aktie kaufen? Ein paar Sekunden. Ein echter Markteintritt von Revolut mit einer Schweizer Lizenz dürfte die eine oder andere Retailbank deutlich zu spüren bekommen. Und sei es nur über schrumpfende Margen.

Michael Heim Handelszeitung
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