Kaufen Sie Biofleisch? Oder Gemüse vom Demeter-Bauern? Ich mache das. Bei gewissen Produkten wie Eiern sehr strikt, bei anderen etwas weniger. Als Konsument habe ich es einfach: Ich weiss im Laden recht gut, wie nachhaltig die Produkte produziert wurden. Normale Eier kommen aus dem grossen Stall, Freilandeier wurden von Hühnern mit Auslauf gelegt, bei Bio gibts weitere Vorschriften zu Futter und Pharmaeinsatz, und bei Demeter tanzt vermutlich zusätzlich noch jemand die Jahreszeit neben dem Stall.

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Und wie stehts um Ihr Bankkonto? An Angeboten mangelt es wahrlich nicht. Mein Vorsorgefonds hat ein «Öko»-Label, und ich habe – unter vielem anderem – seit neustem auch ein Konto bei der Digitalbank Radicant, die zu jeder Position im Depot einen detaillierten Nachhaltigkeitsprospekt führt. Und überhaupt wird kaum noch ein Bankprodukt ohne den grünen Mantel verkauft. Und doch habe ich nirgends dieses Bio-Gefühl wie bei den Eiern.

Auch Finanzministerin Karin Keller-Sutter scheint das Bio-Grundvertrauen in die Banken noch nicht zu haben, wie Kollege Holger Alich aufzeigt. Ihr gehen die ESG-Bemühungen des Finanzplatzes zu wenig weit. Nun erstellt ihr Department einen Vorschlag für eine «prinzipienbasierte staatliche Regulierung», wie gestern bekannt wurde. Anders gesagt: Weil sich die Branche noch nicht mal auf einen Minimalkonsens einigen konnte, definiert jetzt der Bundesrat das Bio-Label.

Bei den Eiern hat sich Bio in der Schweiz durchgesetzt, weil es ein starkes privates Label – mit Swiss Finish – gibt und weil einer der beiden grossen Detailhändler das von Anfang an gepusht hat. Bei den Banken fehlt bisher beides.  

Michael Heim Handelszeitung
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