Die US-Notenbank Federal Reserve steuert auf eine erneute Zinspause zu. Fed-Chef Jerome Powell hat die Finanzmärkte für den am 1. November anstehenden Zinsentscheid darauf vorbereitet, dass der Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent bleibt. Erstmals seit Beginn der geldpolitischen Straffungsserie im März 2022 könnte die Fed somit auf zwei aufeinander folgenden Sitzungen die Füsse still halten.

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Sie kann laut Powell nach ihrer aggressiven Erhöhungsserie nun geduldiger agieren. Ein Grund dafür ist, dass sich die Finanzierungsbedingungen verschärft haben. Damit bewegen sich die Finanzmärkte bereits in die von der Fed gewünschte Richtung.

«Die zuletzt deutlich gestiegenen langfristigen Kapitalmarkzinsen nehmen der US-Notenbank einen Teil ihrer Arbeit im Kampf gegen die Inflation ab», erläutert KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Auch in der Realwirtschaft komme der Zinsanstieg zunehmend an: «Beispielsweise am Häusermarkt, wo der Zinssatz für 30-jährige US-Hypotheken mittlerweile bei knapp acht Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit 2000 notiert.»

Mit Argusaugen auf die Wirtschaft

Die Währungshüter wollen mit ihrer straffen Geldpolitik eine weiche Landung der Wirtschaft erreichen - also eine Zügelung der Inflation und der Wachstumskräfte, ohne eine tiefe Rezession zu verursachen. «Nur wenn sich das zuletzt sehr hohe Wachstumstempo nicht abschwächt, ist mit einer weiteren Zinserhöhung zu rechnen – dies aber frühestens im Dezember», so die Einschätzung von Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank.

Die US-Wirtschaft hatte ihr Wachstum im Sommerquartal trotz stark gestiegener Zinsen mehr als verdoppelt. Das BIP legte von Juli bis September aufs Jahr hochgerechnet um 4,9 Prozent zu. Fed-Chef Powell verwies jüngst darauf, dass die Notenbank beim weiteren Abstecken des geldpolitischen Kurses die Wachstumskräfte sehr genau im Blick halten werde. Wenn es weitere Anzeichen gebe, dass diese sich beharrlich stärker als der längerfristige Trend entwickeln sollten, würden Fortschritte beim Rückgang der Inflation gefährdet. Dies könnte die Notenbank laut Powell erneut auf den Plan rufen und sie zu weiteren Zinserhöhungen bewegen.

Hartnäckig hohe Inflation

Dazu passt, dass die Währungshüter in ihrem im September aktualisierten Ausblick noch eine Anhebung um einen viertel Prozentpunkt für dieses Jahr ins Auge fassen. Die hohe Inflation hält sich hartnäckig und gibt der Zentralbank noch keinen Grund zur Entwarnung. Die Verbraucherpreise stiegen im September um 3,7 Prozent und damit im selben Tempo wie im August. Die Fed strebt einen Wert von 2,0 Prozent an.

Keine Zinserhöhung mehr im 2023?

Zu einer Zinserhöhung wird es laut NordLB-Analyst Bernd Krampen in diesem Jahr jedoch wohl nicht mehr kommen: «Wir rechnen mit keiner weiteren Zinsanhebung der Fed 2023 und einer ersten Zinssenkung im Sommer nächsten Jahres.» Denn die Widerstandskraft der US-Wirtschaft dürfte aus seiner Sicht bald erlahmen.

US-Finanzministerin Janet Yellen erwartet, dass der Notenbank eine sanfte Landung gelingen wird. Die jüngsten starken Wachstumszahlen zeigten, dass es der Wirtschaft gut gehe. Zudem spiegele ein starker Renditeanstieg der langfristigen Anleihen das Vertrauen in die heimische Wirtschaft wider. Es zeige auch die Erwartung der Anleger, dass die Zinssätze für längere Zeit hoch bleiben dürften. Diese Botschaft dürfte auch Powell nach Ansicht vieler Experten den Finanzmärkten mit auf den Weg geben, wenn er nach dem Zinsbeschluss am Mittwoch vor die Presse tritt. (Reuters/hzb/pg)