«Non olet» – «Es stinkt nicht», sagte der römische Kaiser Vespasian vor bald 2000 Jahren zu seinem Sohn. Dabei schnüffelte er demonstrativ an einer Handvoll Münzen, die er nach Einführung einer Steuer für die öffentlichen Latrinen eingenommen hatte. Sohnemann Titus hatte nämlich die Nase gerümpft ob dieser neuen Einnahmequelle und sich um die Reputation des Kaisertums gesorgt.

«Money makes the world go round», sang Liza Minelli ihrerseits in den 1970er Jahren. Sie tat dies witzig und frivol in einem Cabaret, einem Ort, der dem einen oder anderen Repräsentanten der Bankenwelt nicht ganz unbekannt sein dürfte. Könnten die globalen Finanzströme, die heute in die Speicherbecken unseres Finanzplatzes münden, die Gerüche ihrer Herkunft mitbringen, müssten wir uns wohl immer wieder einmal die Nase zuhalten.

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Da wir heute um die Herkunft und die Art der Vermehrung der Gelder in unseren Finanzinstituten wissen, stehen wir alle, die wir Geld anlegen oder aufnehmen, in der Verantwortung. Und ganz besonders in der Verantwortung stehen jene, die diese Institute führen. In der Vergangenheit waren sich offensichtlich nicht alle der höchsten Bankkader ihrer Verantwortung bewusst.

«Die Finma kennt derzeit nur den Vorschlaghammer des Berufsverbots gegen natürliche Personen. Entsprechend hoch sind die Hürden damit dieser geschwungen wird.»

Mein von einer deutlichen Parlamentsmehrheit unterstütztes und überwiesenes Postulat «Schlanke Werkzeuge, um höchste Finanzmarktkader besser in die Pflicht zu nehmen» soll hier eine spürbare Interventionsmöglichkeit schaffen und damit eine Bewusstseinsänderung bewirken. Die Finma kennt derzeit nur den Vorschlaghammer des Berufsverbots gegen natürliche Personen – entsprechend hoch sind die Hürden.

Es sollte aber möglich sein, höchste Verantwortungsträger bei erwiesenem Fehlverhalten im eigenen Verantwortungsbereich persönlich einfacher belangen zu können. Es braucht effektive Anreize, um einer Verantwortungsethik nachzuleben, also die Folgen von Entscheidungen und dem daraus resultierenden Handeln schon im Vorfeld stärker zu gewichten.

Davon verspreche ich mir eine präventiv wirksamere Regulierung, da die Verantwortung bereits vorab klar zugeordnet ist. Zudem dürfte so die jeweilige Unternehmenskultur positiv beeinflusst werden. Denn die obersten Führungskräfte haben zweifellos eine Vorbildfunktion für ihre Mitarbeitenden.

Der Bundesrat evaluiert nun die bestehenden Instrumente und klärt ab, wie sich die Situation verbessern liesse. Schliesslich hat auch er ein Interesse an einem sauberen Finanzmarkt, der langfristig wettbewerbsfähig bleibt. Der Reputation unseres Finanzplatzes im In- und Ausland ist es bestimmt zuträglicher, wenn die höchsten Bankkader persönlich – und nicht lediglich qua Hochglanzleitbild – für eine Good Governance einstehen, als wenn sie bei offenkundiger Worst Practice mit einer geruchsfreien Abgangsentschädigung weiterziehen.

Gastautor

Gerhard Andrey ist Nationalrat der Grünen im Kanton Freiburg und Mitgründer der Digitalagentur Liip.

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