Greenpeace kritisiert die ZKB-Holzkarte als «Greenwashing»

Bargeld verliert an Bedeutung, und auch die Tage des Plastikgelds scheinen gezählt. Grund dafür ist nicht die Konkurrenz durch Bezahl-Apps wie Apple Pay, Samsung Pay oder Twint. Die meisten Einkäufe werden nach wie vor mit der Karte bezahlt, das zeigt auch die neue Bezahlumfrage der Nationalbank. Nur der Begriff «Plastikgeld» ist nicht mehr ganz zeitgemäss. So bietet die UBS bereits eine Öko-Karte aus Mais an. Nun kommt die Zürcher Kantonalbank mit einer Bezahlkarte aus Holz – notabene aus zertifiziertem Schweizer Holz und ohne künstliche Klebstoffe und Chemiezusatz. Also ganz im Sinne von lokal und bio. Patentiertes Verfahren Entstanden ist die Karte in Zusammenarbeit mit der Kartenherausgeberin Viseca und Swiss Wood Solutions, einem Spin-off der ETH Zürich und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa). Für das Herstellungsverfahren – die Holzschichten werden unter hohem Druck und hoher Hitze zusammengepresst – wurde sogar ein Patent angemeldet. Die Arbeit an der Holzkarte wurde schon vor drei Jahren angekündigt. Seit 2021 wurden die Karten in kleiner Stückzahl hergestellt. Ab August können nun die ersten Kundinnen und Kunden der Zürcher Kantonalbank die Holzkarte testen. Je nach Feedback sei eine potenzielle Einführung für das Jahr 2024 möglich, heisst es in einer Medienmitteilung. Umstrittene Öko-Bilanz Die ZKB sieht in der Holzkarte eine hochwertige Alternative zur Plastikkarte. Plastikkunststoffe wie etwa PVC gelten als umweltschädlich: Sie werden aus Erdölderivaten gewonnen und sind extrem schlecht abbaubar. Die ZKB spricht zwar nicht explizit davon, mit der Karte Treibhausgasemissionen senken zu wollen, aber es ist klar: Die Bank surft mit der Holzkarte auf der Nachhaltigkeitswelle. Dabei ist überhaupt nicht klar, ob die Öko-Bilanz einer Holzkarte besser ist als jene der Kunststoffkarte. Die Stiftung Myclimate hat vor etwas mehr als zwei Jahren für das SRF die Herstellung der beiden Kartentypen im Labormassstab auf ihre Treibhausgasbilanz untersucht und festgestellt, dass die Holzkarte ähnlich gut beziehungsweise ähnlich schlecht abschneidet wie eine PVC-Karte. Der Grund: Die Herstellung der Holzkarte sei deutlich energieintensiver. Das Erdöl steckt sozusagen in der Energiebereitstellung, bei der PVC-Karte direkt in der Karte. Wirkung höchstens marginal Doch die Macherinnen und Macher von Swiss Wood Solutions sind überzeugt, dass ihre Karten ökologisch eine gute Sache sind. Die Vorteile kämen erst zur Geltung, wenn die Karten in grosser Masse produziert würden. Selbst wenn die Holzkarte die Plastikkarte bei der Treibhausgasbilanz übertreffen sollte, wäre die Wirkung beschränkt. Bankkarten sind keine Wegwerfprodukte, und ihr Anteil an der globalen Plastikproduktion ist verschwindend klein. Bei klassischen Wegwerfprodukten wie dem Trinkhalm oder der Tragtasche sind die Auswirkungen auf die Emissionen durch eine Umstellung auf alternative Naturstoffe grösser. Für Greenpeace Schweiz sind solche Öko-Karten denn auch ein klarer Fall von Greenwashing. «Die grossen Umweltauswirkungen der Banken entstehen nicht durch ihre Kreditkartenproduktion», sagt Peter Haberstich, Experte für nachhaltige Finanzwirtschaft. Im Bereich Kreditvergabe und Assetmanagement hätten die Banken oft ungenügende Klimaziele und Richtlinien – «und sogar diese halten sie regelmässig nicht ein». Auch die Bankkundinnen und -kunden könnten ihre Umweltauswirkungen viel wirkungsvoller reduzieren als mit einer Holzkreditkarte, zum Beispiel indem sie weniger und vorzugsweise gebrauchte Produkte kauften. ZKB weist Greenwashing-Vorwurf zurück Die ZKB findet den Vorwurf von Greenpeace konstruiert, da sie die Karte bewusst nicht als nachhaltig bezeichnet. Sie sei ein Feature: «Die Holzkreditkarte ist eine innovative Alternative zur Plastikkarte», sagt Timothy Wittmer, Produktmanager Karten bei der Zürcher Kantonalbank. «Die Vorteile der Karte sind ihre Regionalität, die besondere Haptik und die individuelle Maserung. Die Materialisierung Holz wird von den bisherigen Pilotkundinnen und -kunden sehr geschätzt.»

Greenpeace kritisiert die ZKB-Holzkarte als «Greenwashing»

ZKB mit Karte auf dem Holzweg