Ein Gericht in Singapur hat ein Tochterunternehmen der Credit Suisse Group dazu verurteilt, dem Milliardär Bidzina Iwanischwili eine Entschädigung zu zahlen, die sich auf mehrere hundert Millionen Dollar belaufen könnte.

Die in Singapur ansässige Credit Suisse Trust verletzte ihre Pflicht gegenüber den Klägern, indem sie es versäumte, Treuhandvermögen zu schützen, heisst es in einem am Freitag veröffentlichten Urteil.

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Urteil überlappt sich teilweise mit dem Fall «Bermuda»

Das Gericht bezifferte den Schadenersatz auf 926 Millionen Dollar (838 Millionen Franken) und korrigierte diesen Betrag anschliessend um 79,4 Millionen Dollar nach unten, weil die Bank bereits eine entsprechende Zahlung geleistet hat.

Das Gericht erklärte jedoch auch, dass sich dieser Betrag noch ändern könnte, «um sicherzustellen, dass keine doppelte Entschädigung erfolgt», da ein Gericht auf den Bermudas Iwanischwili im vergangenen Jahr mehr als 600 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen hatte.

«Der von den Klägern erlittene Verlust ist die Differenz zwischen dem, was erreicht worden wäre, wenn das gesamte Portfolio entfernt und von einem kompetenten, professionellen Treuhänder verwaltet worden wäre und das Treuhandvermögen nicht durch Betrug beeinträchtigt worden wäre, und dem, was tatsächlich erreicht wurde», schrieben die Richter in ihrem 248-seitigen Urteil.

Offenbar beträgt die Überlappung zwischen den zwei Zahlungen rund 370 Millionen Dollar. Das Total dessen, wass die Credit Suisse gemäss den beiden Urteilen derzeit bezahlen müsste, liegt somit bei knapp 1,1 Milliarden Dollar. Allerdings müssten die Berechnungen noch per Stichtag des Urteils aktualisiert werden, heisst es im Umfeld der Bank. 

Schadenersatz und entgangene Gewinne eingeklagt

Das Urteil bedeutet einen herben Rückschlag für die Credit Suisse, nachdem Iwanischwili die Treuhandabteilung der Bank auf Schadenersatz und entgangene Gewinne verklagt hatte, die er seiner Meinung nach über die Jahre hinweg erzielt hätte, wenn sein Geld sicher angelegt worden wäre.

Das Urteil unterstreicht das Versäumnis des Treuhandabteilung der Bank, den Private-Banker Patrice Lescaudron am weiteren Zugriff auf die Vermögenswerte zu hindern. Der frühere Credit-Suisse-Banker wurde 2018 wegen Betrugs verurteilt, weil er Geld von Iwanischwilis Konten verwendet hatte, um Verluste in anderen Portfolios zu decken.

Beide Urteile liegen in erster Instanz vor. Auf Bermuda hat die Credit Suisse den Fall bereits weitergezogen, in Singapur wird sie das voraussichtlich tun. Möglich ist zudem, dass sich die Bank noch immer mit dem Kuden aussergerichtlich einigt.

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(bloomberg/hec/gku)