Sie waren bis vor kurzem noch CEO a.i., ehe sie offiziell das Amt antraten. Wie nahmen Sie das wahr?

Ich muss sagen, ich bin stolz. Denn ich bin gewählt worden, obwohl ich eigentlich nicht im Auswahlverfahren war. Ich habe auch nie für das Amt aspiriert. Ich weiss, dass es sehr gute Kandidaten im Auswahlverfahren gab. Und der Verwaltungsrat kam zum Schluss, dass ich die richtige Person zum jetzigen Zeitpunkt bin. 

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Sie übernehmen die Bank zu einem schwierigen Zeitpunkt – die Halbjahreszahlen 2024 waren kritisch. Haben Sie gezögert, die Stelle anzunehmen?

Nein, die Entscheidung war recht klar. Ich bin der VP Bank verbunden. In welcher Funktion auch immer. 

Sehen Sie sich als Übergangs-CEO?

Nein, ich bin kein Übergangs-CEO. Ich bin der richtige CEO zur richtigen Zeit.

Das Straucheln der VPB begann unter Ihrem Vorgänger Paul Arni. Hegen Sie gegen Ihn einen Groll?

Nein, ich sehe das absolut nüchtern. Ich respektiere die Arbeit von Paul Arni. Alles einfach auf ihn zurückzuführen, wäre viel zu kurz gegriffen. Es war eine geopolitisch schwierige Situation. Und im Übrigen: Zurückschauen bringt nichts. Ich fokussiere mich nach vorne, auf die Kunden, auf das Wachstum, und dann kommt es gut. 

Zur Person Urs Monstein:

Urs Monstein, 1962 geboren, ist seit November 2024 CEO der VP Bank. Zuvor war er bei anderen Banken wie Julius Bär oder der UBS tätig. Monstein studierte an der Swiss Banking School in Zürich und an der Hochschule St. Gallen. 

Sie sagen, zurückzuschauen bringe nichts. Aber haben Sie etwas aus der Retrospektive gelernt?

Dazu lernt man immer. Hoffentlich. Ich glaube aber nicht, dass man jetzt sagen kann, die Situation, die die Bank jetzt hat, war aufgrund des Entscheides A, B oder C. Lassen Sie mich kurz benennen, was eigentlich passiert ist in den letzten 5 Jahren: Wir sind mit einem Kreditverlust gestartet. Als wir unser Kreditrisikomanagement grundlegend überarbeitet hatten, kam Covid. Und dann hat Putin die Ukraine angegriffen. Das hatte einen Impact auf die Bank, das bewegt die Bank. Sie müssen auf einmal den Kundenberatern sagen, dass sie Kunden, die sie jahrelang betreut haben, verabschieden müssen. Durch diese Situation ist die Bank gegangen. Das haben wir nun bereinigt. 

Dieses Marktumfeld betraf aber alle Banken und andere sind nicht so stark in Not gekommen.

Ein exogener Anlass kann eine Bank unterschiedlich betreffen, das hängt davon ab, wie sich die Kundenstruktur einer Bank zusammensetzt oder wie viele entsprechende Kundengelder sie hat. Die Mischung hatte bei unserer Bank eine stärkere Auswirkung als bei anderen Banken. Aber wie gesagt, wir haben es bereinigt, das liegt hinter uns. Jetzt schauen wir nach vorne.

Die VP Bank in Zahlen:

Gründungsjahr: 1956

Bilanzsumme in CHF Mio.: 11'651.9 (per 30.6.2024)

Kundinnen und Kunden: CHF 50.4 Mrd. betreute Kundenvermögen (per 30. Juni 2024)

Verbreitungsgebiet/abgedeckte Region: Vaduz, Zürich, Luxemburg, Singapur und Road Town

Rechtsform: Kotierte Aktiengesellschaft

Was ist an Ihrer Bank im Vergleich zu anderen Banken speziell? Die Stärken und Alleinstellungsmerkmale der Bank haben sich aus dem Intermediärgeschäft entwickelt. Darauf aufbauend bietet die VP Bank Intermediären erstklassige Lösungen und professionelle Dienstleistungen. Das ausgeprägte Fachwissen, die persönliche Beratung und das internationale Netzwerk stellt sie auch vermögenden Privatkundinnen und -kunden zur Verfügung. Im attraktiven Heimmarkt Liechtenstein setzt sie zudem einen weiteren Schwerpunkt im Retail- und im Firmenkundengeschäft.

Was halten Sie von der These, dass «Orbit», ein Projekt für Privatmarktanlagen, die VPB ins Straucheln brachte?

Der Einfluss von «Orbit» wird überbewertet. «Orbit» war ein Teil einer Strategie, die versucht hat, zwei, drei innovative Lösungen hervorzubringen. Manches funktionierte, anderes nicht. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Aber das hatte mit der langfristigen Entwicklung der Bank wenig zu tun.

Sie mussten rund 100 Stellen streichen. Und eine Geschäftsstelle in Asien schliessen. Was sagen Sie verunsicherten Kunden?

Zuerst einmal, die Bank ist finanziell stabil. Die Bank hat eine sehr starke Kapitalbasis und eine hohe Liquidität. Sie ist profitabel und schreibt Gewinne. Zweitens, und das attestieren uns die Kunden, haben wir eine ausgezeichnete Plattform für Services und ausgezeichnete Mitarbeitende. 

Und was ist mit den rund 100 Entlassungen?

Das war eine Massnahme, die mir für jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin leid tut, der oder die es betroffen hat. Aber immer wieder zu schauen, ob die Investitionen, die man gemacht hat, stimmen, ob die richtigen Leute am richtigen Ort sind, das gehört zum Job des Managers. Und jetzt haben wir das sehr fokussiert gemacht.

Die Cost-Income-Ratio war definitiv nicht dort, wo sie sein muss. Und darum entschieden wir uns, die Entlassungen schnell und umfassend vorzunehmen.

Das heisst, Sie sehen das als einmalige Massnahme und gehen nicht davon aus, dass das noch mal in diesem Ausmass vorkommt in den nächsten Jahren? 

Nein, davon gehe ich nicht davon aus. 

Könnte es vielleicht sogar das Gegenteil sein, dass Sie wieder mehr Leute suchen? 

Ja, selbstverständlich. Für unsere Wachstumsinitiativen beispielsweise stellen wir neue Kundenberater an. 

Wäre es denkbar, dass die VPB demnächst von einer anderen Liechtensteinischen Bank geschluckt wird?

Nein, wir verfolgen eine unabhängige Strategie und diese wird von den Kernaktionären gestützt.

Ihr CFO, Roger Barmettler, geht. Ebenso Mara Harvey, Leiterin der VPB Schweiz. Zwei prominente Abgänge. Und das zu einem Zeitpunkt, wo sonst schon Unsicherheiten herrschten: Ihnen musste doch klar sein, dass das nach aussen kein gutes Bild ergibt?

Hätte ich den Zeitpunkt ihres Abgangs gewählt, dann wäre es ein anderer gewesen. Ich bedauere deren Abgang ausserordentlich. Aber wenn ein Mitarbeitender nach vier bis fünf Jahren sagt, dass er nochmals für den nächsten und vielleicht letzten beruflichen Abschnitt etwas Neues ausprobieren möchte, dann muss man diesen Wunsch respektieren. Der Zeitpunkt wäre auch in zwei Jahren nicht gut gewesen. Beide sind Schlüsselpersonen, mit denen ich sehr gerne zusammengearbeitet habe. 

Haben Sie versucht, Herrn Barmettler zu überreden, sich anders zu entscheiden?

Ich habe das probiert. 

Gilt das auch für Frau Harvey?

Genau dasselbe gilt auch für Mara. Ich habe mit beiden sehr gerne zusammengearbeitet. Die Beweggründe von beiden sind unterschiedlich. Beide persönlich. Beide respektiere ich.

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