Zehnjährige Staatstitel rentierten am Donnerstag mit bis zu 0,76 Prozent und damit deutlich höher als am Tag zuvor. Im Gegenzug gerieten die Kurse der Staatspapiere unter Druck. Am Aktienmarkt sorgten Spekulationen auf steigende Leitzinsen für deutliche Verluste. Der japanische Yen legte gegenüber Dollar und Euro kräftig zu.

Auslöser der Marktbewegungen waren vor allem Äusserungen aus der Bank of Japan. Notenbankchef Kazuo hatte am Donnerstag vor dem Parlament gesagt, ab dem Jahreswechsel werde der Umgang mit der Geldpolitik schwieriger werden. Nur einen Tag zuvor hatte sich Vizechef Ryozo Himino während eines öffentlichen Auftritts Gedanken über die Folgen eines Abschieds von den jahrelangen Negativzinsen gemacht. Darüber hinaus wurde ein Besuch von Notenbankchef Ueda bei Regierungschef Fumio Kishida bekannt, bei dem es um geldpolitische Belange ging.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

An den Märkten zogen die Zinserwartungen an die Bank of Japan deutlich an. Schon für die kommende Zinssitzung am 19. Dezember stieg die am Markt angenommene Wahrscheinlichkeit, dass sich die Zentralbank von ihren jahrelangen Negativzinsen verabschiedet, auf fast 50 Prozent. Vor wenigen Tagen hatte der Wert dagegen nur knapp über der Nulllinie gelegen. Eine schwach aufgenommene Auktion 30-jähriger Staatsanleihen führte zu zusätzlichem Zinsauftrieb am Rentenmarkt.

Die Geldpolitik der japanischen Zentralbank unterscheidet sich seit längerem deutlich von der Linie anderer grosser Notenbanken. Die US-Notenbank Fed hat ebenso wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England mit deutlichen Zinsanhebungen auf die zeitweise sehr hohe Inflation reagiert. Im Gegensatz dazu ist die Geldpolitik der Bank of Japan mit Negativzinsen und Anleihekäufen immer noch sehr locker. Zwar ist auch die Teuerung in Japan nicht so deutlich in die Höhe geschossen wie in vielen anderen Ländern. Für japanische Verhältnisse ist die Inflation aber hoch.

Seit längerem sind die japanischen Währungshüter der Auffassung, der Inflationsschub komme vor allem durch steigende Importpreise etwa für Energie zustande und sei deshalb nicht nachhaltig. Ihnen fehlt der selbst generierte Preisauftrieb im Inland, insbesondere durch steigende Tariflöhne. Grosse Aufmerksamkeit kommt daher den landesweiten Lohnverhandlungen im Frühjahr zu.

Experten sind eher skeptisch in der Frage, ob die Zentralbank vor diesem Termin mit einer Straffung ihrer Geldpolitik beginnt. Die Erwartungen für die kommende Zinssitzung seien deutlich überzogen, heisst es in einem Kommentar der Dekabank. Voraussichtlich werde die Notenbank die Lohnabschlüsse Anfang des Jahres abwarten, bevor sie die Entscheidung für eine Zinsanhebung trifft. «Dass ein solcher Politikwechsel deutliche Veränderungen der Assetpreise auslösen wird, ist jedoch wahrscheinlich.» (awp/hzb/ps)