Eigentlich haben die meisten Wall-Street-Banken wegen der schwächelnden Konjunktur und den Bankenturbulenzen ein chaotisches erstes Jahresviertel hinter sich. Und auch der Ausblick für den weiteren Jahresverlauf dürfte eher mau ausfallen.

Aber gerade die grossen Finanzinstitute profitieren auch von den Problemen regionaler Geldhäuser: Aus Sorge vor dem Zusammenbruch weiterer Institute nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank haben viele Kunden ihre Gelder von kleineren Banken abgezogen und zu den grossen Häusern getragen.

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Dank ihren breit aufgestellten Geschäftsmodellen und einem vergleichsweise dicken Kapitalpolster sind die Grossbanken für viele Sparer ein sicherer Zufluchtsort. Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte Mitte März von einem Zufluss an Einlagen berichtet, es gebe eine «Flucht in Qualität».

JP Morgan verdient in Q1 über 12 Milliarden Dollar

Den grossen Finanzkonzernen ebenfalls in die Karten spielt, dass die US-Notenbank Fed auf eine straffere Geldpolitik umgeschaltet hat. Die US-Branchenleader profitieren beim Geldverleihen von der Fed-Zinswende und sind deshalb gut ins neue Jahr gestartet.

So steigerte Branchenprimus JP Morgan bei Rekorderträgen von 38,3 Milliarden Dollar (Vorjahr: 30,7 Milliarden Dollar) den Gewinn um 52 Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar. Die kräftigen Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed liessen den Zinsüberschuss um 49 Prozent auf 20,8 Milliarden Dollar steigen.

Ähnlich das Bild bei Wells Fargo: Bei der Bank aus San Francisco wuchs der Gewinn um 32 Prozent auf fünf Milliarden Dollar. Hier schnellte der Zinsüberschuss um 45 Prozent in die Höhe. Die Aktien von JP Morgan legten im vorbörslichen Handel um fünf Prozent zu, die Papiere von Wells Fargo gewannen zwei Prozent.

Wie die beiden Konkurrentinnen hat auch die US-Grossbank Citigroup von den kräftigen Zinserhöhungen der Fed profitiert. Dank eines höheren Zinsüberschusses stieg der Konzerngewinn im ersten Quartal um sieben Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Mit den Ergebnissen übertraf Citi wie zuvor bereits JP Morgan und Wells Fargo die Erwartungen der Analysten. Im vorbörslichen US-Handel legte die Aktie um mehr als drei Prozent zu.

JP-Morgan-CEO: «US-Wirtschaft weiter gesund»

Die US-Notenbank hat die Zinsen binnen Jahresfrist von nahe null auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent nach oben getrieben, um die hohe Inflation einzufangen und den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Doch Nebenwirkungen der Zinserhöhungen zeigen sich auch in den Bilanzen der grossen Institute. JP Morgan stockte die Risikovorsorge um 56 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar auf, Wells Fargo stellte 1,2 Milliarden zurück nachdem sie im Vorjahr noch 787 Millionen an Vorsorge aufgelöst hatte.

JP-Morgan-Chef Jamie Dimon erklärte, insgesamt sei die US-Wirtschaft weiter gesund. «Die Konsumenten geben weiter Geld aus», stellte Dimon fest. «Unternehmen sind in einer guten Verfassung.» Doch es blieben Gewitterwolken am Horizont. Die Finanzierungsbedingungen würden sich voraussichtlich verschärfen, da die Banken bei der Kreditvergabe restriktiver würden.

Während das Privatkundengeschäft weiter glänzt – bei JP Morgan steigerte die Sparte CCB ihren Gewinn um 80 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar - schwächelt das Geschäft mit Aktienplatzierungen und der Beratung bei Fusionen und Übernahmen. Bei JP Morgan sanken die Erträge im Investmentbanking um 24 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar. Die Erträge im Aktienhandel schrumpften um 12 Prozent, während sie im Anleihenhandel stagnierten.

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(reuters/gku/mth)

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