Wettbewerb belebt das Geschäft. Das wissen nicht nur wirtschaftlich Interessierte, sondern auch Sportbegeisterte. So wäre – die älteren Jahrgänge erinnern sich noch daran – Pirmin Zurbriggen ohne Peter Müller wohl nie ein so dominanter Skifahrer geworden. Und Peter Müller hätte nie so viele Rennen gewonnen, wenn er nicht ständig im Wettkampf mit Pirmin Zurbriggen gestanden hätte.

Das gilt auch für die Wirtschaft. Insbesondere im Bereich Innovation sind Herausforderer und Herausforderinnen zentral. Sie verhindern, dass sich etablierte Anbieterinnen und Anbieter zurücklehnen können. Startups nehmen bei Innovationen zwar eine wichtige Stellung ein. Nichtsdestotrotz sind die finanziellen Ressourcen von grossen Unternehmen mitentscheidend, ob sich Innovationen durchsetzen können und zur breiten Kundschaft gelangen.

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Mir ist in den vergangenen Jahren immer wieder aufgefallen, wie oft ich vonseiten der CS gefragt wurde, was ich denn von der vergleichbaren UBS-Lösung halte. Und von der UBS wurde ich gefragt, wie ich denn die neue CS-Lösung beurteile. Der Wettbewerb zwischen den zwei Grossen war aus meiner Sicht vor allem auch für die Innovationskraft sehr wichtig. Kantonalbanken, Regionalbanken und auch die Raiffeisenbanken sind zwar in einzelnen Bereichen durchaus innovativ. Strategisch gesehen haben sich aber die meisten Banken für den Grundsatz des «Fast oder Smart Followers» entschieden. Aber wem folgen sie denn? Eben.

Gastautor

Andreas Dietrich ist Professor an der Hochschule Luzern und leitet das Institut für Finanzdienstleistungen Zug. Dietrich ist zudem Verwaltungsrat der Luzerner Kantonalbank. 

Was bedeutet die Fusion für die Innovationskraft im Schweizer Banking mit nur noch einer Grossbank – ohne vergleichbaren Mitbewerber? Was passiert, wenn man gefühlt gegenüber allen anderen Konkurrenten (finanziell) weit im Vorteil ist?

Mit Blick auf die Sportwelt gibt es für mich zwei Szenarien: Ein Szenario FC Basel und ein Szenario FC Bayern München. Der FC Basel wurde zwischen 2010 und 2017 achtmal in Folge Meister. Gefühlt waren die Basler auf Jahre hinaus die Nummer eins, und nichts und niemand konnte den (damals auch finanziell) überlegenen FCB konkurrenzieren – dachte man zumindest. Im Moment stehen die Basler aber auf Rang sechs.

Warum ist das so? Von aussen betrachtet hat der FC Basel im Management Fehlentscheide getroffen. Es wurden falsche Spieler für wichtige Positionen transferiert, man war zu stark mit internen Machtkämpfen beschäftigt und bei der Kommunikation hat man auch nicht immer geglänzt.

«Zu hoffen ist für den Finanzplatz Schweiz, dass die UBS ein FC Bayern München wird.»

Im Gegensatz dazu steht der FC Bayern München. Seit zehn Jahren wird der Club immer Meister und war gegenüber der inländischen Konkurrenz teilweise erdrückend überlegen. Warum? Vermutlich darum, weil sie ein gutes Management hatten und den Ehrgeiz nie verloren haben, sich weiterzuentwickeln. Vor allem aber auch darum, weil sie sich an den Topclubs dieser Welt – und nicht nur an denjenigen aus Deutschland – orientierten. Zudem wurden die besten Ideen und die talentiertesten Menschen von den Konkurrenten übernommen oder abgeworben.

Wird die neue UBS nun zum FC Basel oder zum FC Bayern München? Zu hoffen ist für den Finanzplatz Schweiz, dass die UBS ein FC Bayern München wird. Ein Leuchtturm für unsere ganze Finanzindustrie, eine Innovationsvorreiterin, die auch den anderen Schweizer Banken bei Entwicklungen hilft und ein Beispiel von seriösem und nachhaltig gutem Arbeiten wird.

Eine Basis für eine hierfür notwendige Innovationskultur wurde vom abgetretenen CEO Ralph Hamers gelegt. Die Aufstellung als agile(re) Organisation wird helfen, weiterhin innovativ zu sein. Auf der anderen Seite werden wir auch genauer beobachten müssen, wie stark die Bank durch interne Machtkämpfe und Nebenschauplätze (z. B. im Gerichtssaal) gebremst wird. Denn klar sollte sein: Zumindest im Bereich der Innovation muss sich die UBS an der Champions League und nicht an der Schweizer Super League orientieren.

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