Axel Lehmann würde man einen Occasion-Wagen abkaufen. Ein langjähriger Versicherungsmanager bei der Zurich, stets korrekt, präzis, trocken. Ausgerechnet dieser Lehmann, jetzt VR-Präsident der Credit Suisse, liess sich in der «Financial Times» und im Schweizer Fernsehen zu Aussagen hinreissen, die ihm nun um die Ohren fliegen. Die Geldabflüsse aus der Bank hätten sich «stabilisiert», diktierte er den Kollegen ins Mikrofon, die Flüsse seien sogar «teilweise umgekehrt». Wobei man «stabilisierte» Geldflüsse leicht als gestoppt Geldabflüsse verstehen kann. Und «teilweise umgekehrt» als partielle Trendwende.

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Die Fakten aber zeigen dieses Bild: Auch im Dezember verlor die Grossbank weitere Milliarden an Kundengeldern, wie wir letzte Woche an der Bilanzkonferenz erfahren haben. Die Aussage Lehmanns, die das Vertrauen in die Grossbank stärken sollte (und den Aktienkurs – wie gewollt – nach oben trieb), kehrt sich jetzt ins Gegenteil: Denn nun hat sich die Finanzmarktaufsicht Finma eingeschaltet und will die Aussage Lehmanns unter die Lupe nehmen. 

Nicht schon wieder! Die Finma ist mittlerweile Dauergast bei der Grossbank. Ich erinnere an die Fälle Archegos, Greensill, Mosambik, Bonus-Pool oder den Datenklau in Indien – und jetzt auch noch Lehmann. Und was macht der Aktienkurs, den Lehmann befeuern wollte: Er verliert heute Morgen über 6 Prozent. Wie hat Lehmann doch in den letzten Monaten immer wieder intern verkündet: Jeder, jede in der Bank ist ein Risikomanager. Richtig, aber Risikomanagement fängt ganz oben an.

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