Die britische Liontrust Asset Management greift nach dem krisengeplagten Schweizer Fondshaus GAM. Liontrust bietet 0,6723 Franken je GAM-Aktie in eigenen Titeln, wie GAM am Donnerstag mitteilte. Daraus ergibt sich ein Gebotspreis von rund 107 Millionen Franken.

Am Mittwochabend hatten die Aktien bei 0,801 Franken geschlossen. Der GAM-Verwaltungsrat sprach sich für den Deal aus. Der Vollzug der Transaktion sei für das vierte Quartal 2023 geplant. Mitte April hatte Liontrust Übernahmeverhandlungen mit GAM bestätigt, Ende April hatte sich der Deal dann konkret abgezeichnet.

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Die Briten kaufen indes nur einen Teil des Geschäfts: Der vom Volumen her grössere Teil, das Geschäft mit Drittfonds für andere Anbieter, soll abgegeben werden. Von den zuletzt 75 Milliarden Franken Kundengeldern bei GAM umfasst das Drittfondsgeschäft 51,8 Milliarden Franken. Von den Einnahmen her ist das Geschäft mit eigenen Fonds allerdings das grössere, wie GAM betont. An wen das Geschäft mit Fremdfonds gehen soll, ist noch unklar.

GAM legte am Donnerstag auch den Abschluss für 2022 vor und meldete einen Verlust von 290 Millionen Franken. Im Vorjahr war noch ein Fehlbetrag von 23,3 Millionen Franken angefallen.

GAM kämpft seit Jahren mit den Folgen von hausgemachten Problemen. Die Gesellschaft war 2018 in die Krise gerutscht, nachdem der damalige Starfondsmanager Tim Haywood wegen Verstössen gegen interne Richtlinien zuerst suspendiert und später entlassen wurde. Als Reaktion zogen die Anlegerinnen und Anleger massiv Geld aus den GAM-Anlagevehikeln ab. Trotz eines neuen Managements und Kostensenkungen konnte die Firma die Abflüsse nicht stoppen.

(mit Material von Reuters)

Holger Alich
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