Die Aktien der UBS drehten nach einem tiefroten Handelsstart am Montagnachmittag ins Plus, nachdem Anleger sich mit den positiven Seiten der Not-Übernahme der Credit Suisse  anzufreunden begannen. 

Die vom Bund arrangierte Übernahme in Wert von 3 Milliarden Franken, die am späten Sonntag unterzeichnet wurde, sollte die Vertrauenskrise bei der Credit Suisse beenden und die Ansteckung des globalen Finanzsystems eindämmen, die mit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank Anfang März begann. 

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Der Preis, den die UBS ausgerhandelt hat, ist nur ein Bruchteil des letzten Börsenwerts der Credit Suisse, während sie zugleich von zahlreichen Risiken abgeschirmt wird.

Die Kehrseite des Deals

Gleichzeitig untergräbt der Deal jedoch auch das Mantra von UBS-Chef Ralph Hamers, der die Bank gerne als dramafrei, profitabel und um die Rendite seiner Aktionäre bemüht darstellt. 

Die Kehrseite des Deals ist, dass ein geplanter Aktienrückkauf auf Eis liegt, und eine mehrjährige Integrations- und Umstrukturierungsphase bevorsteht. Auf der Habenseite steht dafür das profitable Schweizer Bankgeschäft und der Zugang zu neuen Kunden im Wealth Management.

«Die Übernahme stellt Vieles infrage»

«UBS hat traditionell ein renditestarkes, qualitativ hochwertiges und stabiles Geschäft betrieben», schrieben die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods in einer Einschätzung der Transaktion am Montag. «Die Übernahme der Credit Suisse stellt vieles davon infrage.»

Nachdem UBS in den letzten fünf Jahren jedes Jahr einen vorhersehbaren Gewinn zwischen 4 und 8 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat, muss sie sich nun auf komplexe Aufgaben wie die Auflösung der Investmentbank der Credit Suisse und den Abbau einer noch unbekannten Zahl von Stellen in den nächsten Jahren konzentrieren.

Absturz zum Börsenstart

Die UBS-Aktie notierte bei Börsenschluss in Zürich mit 1,3% im Plus, nachdem sie zum Börsenstart um 16% abgestürzt und später um fast 7% gestiegen war. Die CS-Titel schlossen 55,7 Prozent im Minus und damit etwas über dem angekündigten Kaufpreis.

Der Stoxx 600 Banks Index war ebenso zunächst tiefrot und später deutlich freundlicher. Die Risikoprämien für UBS-Anleihen stiegen stark an.

Viele Unwägbarkeiten

Die KBW-Analysten zählten weitere Unwägbarkeiten auf, mit denen UBS nun konfrontiert ist. Diese reichen von der Umsetzung neuer, höherer Kapitalanforderungen aufgrund der grösseren Bilanz und der höheren Risiken über den Ausblick für Aktienrückkäufe, bis zur Nutzung von Liquidität der Schweizerischen Nationalbank.

UBS hatte eigentlich geplant, im laufenden Jahr mehr als 5 Milliarden Dollar an Aktien zurückzukaufen.

Neue Chancen

Andererseits bedeuten der niedrige Preis für die Credit Suisse und die staatlichen Garantien, dass sich die Chancen für UBS deutlich verbessern könnten, sobald sich der Nebel lichtet. Durch den Zusammenschluss entsteht ein Gigant des Wealth Management mit einem verwalteten Vermögen von rund 5 Billionen Dollar.

«Ich glaube, dass UBS hier einen fantastischen Preis bekommen hat, und der Markt wird das bald erkennen», sagte Jerry Del Missier, Chief Investment Officer von Copper Street Capital, in einem Interview mit Bloomberg TV. «Das Derisking der Investmentbank hatte bereits begonnen und war in vollem Gange.»

«Es ist eine positive Nachricht, dass eine Einigung gefunden werden konnte, da es nicht viele Alternativen gab und eine Verstaatlichung oder Abwicklung der Credit Suisse wahrscheinlich die Risiken für den Sektor erhöht hätte», meinen die Bank-Analysten von Jefferies, die dem Deal auch positive Seiten abgewinnen können. «Allerdings geht die UBS ein erhebliches Ausführungsrisiko ein.»

(bloomberg/sda/mbü)

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