Die Credit Suisse wird gänzlich verschwinden. Das ist die wohl wichtigste Botschaft, die die UBS heute verkündet hat. Sie hat die CS im März auch unter Druck des Bundes am 19. März übernommen. Überraschen sollte dieser nun definitive Entscheid niemanden mehr. Die UBS hat in ihrer Kommunikation schon darauf hingearbeitet. Dazu gehört auch, dass sie bereits vor Wochen ihren Verzicht auf Bundesgarantien verkündet hat. 

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Dennoch mögen viele insgeheim noch gehofft haben, die einst stolze Credit Suisse würde in irgendeiner Form in der Schweiz fortbestehen. Immerhin lagen bei der inländischen Einheit ihre Stärken. 

Dass hier die UBS nun Klarheit geschaffen hat, ist eine gute Sache. Auch der Entscheid selbst macht Sinn. Die Credit Suisse hätte in keiner Form allein überleben können. Bereits in zwei Jahren will die UBS die CS-Kunden auf ihre eigene Plattform transferiert haben

Bis das abgeschlossen ist, soll auch die Marke erhalten bleiben, schreibt die nun einzige Grossbank der Schweiz. Ob die Marke dann verschwindet, schreibt sie damit nicht. Doch davon kann man ausgehen. Die Marke nach der Migration aller Kunden zur UBS noch aufrechtzuerhalten, wäre schlicht sinnlos. 

Auch an der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Aktie der UBS eröffnete heute rund fünf Prozent über dem Vortagesschlusskurs. Deutlich zugelegt hat sie bereits in den letzten Wochen.

Dass die UBS von der Übernahme der Credit Suisse profitiert, hat immer wieder auch zu Häme und zu Forderungen aus der Politik geführt. Dass die CS-Übernahme der UBS einen Gewinn für das zweite Quartal von 29 Milliarden Dollar beschert, dürfte diese Häme neu aufleben lassen. 

Die beschränkte Aussagekraft von Buchgewinnen

Dieser Gewinn ergibt sich hauptsächlich daraus, dass der in den Büchern der Credit Suisse ausgewiesene Wert den Preis von 3 Milliarden Dollar, den die UBS für die Bank bezahlt hat, um 28,9 Milliarden Dollar übersteigt. Dieser Wert hat sich allerdings seit der letzten Einschätzung bereits deutlich reduziert, damals lag er noch bei rund 35 Milliarden Dollar. 

Das bedeutet: Selbst die rund 29 Milliarden sind kein gesicherter Wert. Werte in einer Bilanz, ganz besonders in einer Bankbilanz, sind nie fix. Das hat die Credit Suisse eindrücklich gezeigt. Sie hängen vom Geschäftsverlauf, Zins- und anderen Marktentwicklungen ab, von den eingegangenen Risiken, von Einschätzungen in komplexen mathematischen Modellen und vor allem vom Vertrauen ins Management und die Stabilität einer Bank. Von Letzterem blieb bei der CS am Ende nichts mehr übrig.

Welchen Wert die Credit Suisse für die UBS am Ende hat, hängt jetzt wesentlich davon ab, wie gut es der Grossbank gelingt, die Übernahme und die Risiken in der Bilanz der übernommenen Bank weiter zu meistern. Auch schon deshalb ist es richtig, die Bank vollständig zu integrieren, statt mit einer anhaltenden Unsicherheit oder der Schaffung eines kaum überlebensfähigen Gebildes weiter Wert zu vernichten. 

Das bleibende Drama

Die Hoffnungen auf einen Fortbestand der Credit Suisse waren getrieben von der Sorge um Tausende von Jobs, die durch den CS-Untergang verschwinden werden und der Sorge durch eine zu grosse Machtkonzentration bei der einzigen verbleibenden Grossbank. Beide Sorgen sind höchst berechtigt. Weltweit will die UBS 10 Milliarden Dollar einsparen. In der Schweiz, so erste Aussagen von Ermotti, werden voraussichtlich 3000 Stellen wegfallen. 

Die Übernahme der CS durch die UBS und der Entscheid, die traditionsreiche Credit Suisse aufzugeben, ist deshalb nur unter den gegebenen Umständen die beste Lösung. Wir hätten uns eine andere Entwicklung gewünscht. 

Doch der Untergang der Bank ist nicht einem Entscheid der UBS geschuldet, und er wurde auch nicht am 19. März beschlossen. Die Credit Suisse wurde schon zuvor ökonomisch vernichtet. Verantwortlich für dieses Drama sind das Topmanagement und der Verwaltungsrat der Credit Suisse, hauptsächlich unter der Präsidentschaft von Urs Rohner. Eine Mitverantwortung tragen aber auch die Aufsicht und die Aufsichtsstrukturen in der Schweiz, die hier nicht Einhalt gebieten konnten. 
 

Markus Diem Meier
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