Die Studie «zeichnet nach, wie Zentralbanker zu willfährigen Gehilfen eines verbrecherischen Regimes wurden», erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel anlässlich der Präsentation der Studie in Frankfurt. «Nie wieder darf es Antisemitismus in Deutschland geben”, so Nagel weiter. «Nie wieder dürfen staatliche Stellen wie die Zentralbank demokratische Werte mit Füssen treten.»

Kriegsfinanzierung, Ausbeutung, Raub jüdischen Eigentums

Die Studie der Historiker Magnus Brechtken und Albrecht Ritschl zeigt, dass die Reichsbank die Finanzierung der Kriegsrüstung unterstützte und an der finanziellen Ausbeutung der von Deutschland besetzten Gebiete sowie der Erfassung und Verwertung erbeuteten Vermögens mitwirkte. Sie beteiligte sich auch an der von den Nazis als «Arisierung» bezeichneten Beschlagnahme, Enteignung und dem Verkauf jüdischen Vermögens.

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«Handlanger im finanziellen Holocaust»

Zudem übernahm die Reichsbank geraubte Goldbestände und Devisen der in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordeten Menschen, heisst es in dem 100-seitigen Werk. «Die Reichsbank war williger Hehler und Handlanger im finanziellen Holocaust», sagte Ritschl, der an der London School of Economics Wirtschaftsgeschichte lehrt.

Untersucht wurde auch, wie viele Personen von der Reichsbank zu den westdeutschen Währungsinstitutionen der Nachkriegszeit wechselten — zunächst der Bank deutscher Länder und dann der Bundesbank. Demnach war die “Kontinuität der sogenannten Funktionseliten», also vor allem der mittleren Führungskräfte, vergleichbar zu jener der Ministerien und öffentlichen Institutionen der Bundesrepublik.

Formell waren allerdings weder die Bundesbank noch die Bank deutscher Länder Rechtsnachfolger. Die Goldreserven der Reichsbank wurden von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg konfisziert. 

Der Bericht kommt zu einem politisch brisanten Zeitpunkt für die Bundesbank, die bis in die höchste Ebene — wie Nagel selbst — an Demonstrationen gegen die rechtsextreme AfD teilgenommen haben. (Bloomberg/hzb/pg)