Die einzige und erste Frau im Direktorium der Schweizer Nationalbank (SNB) tritt zurück, und zwar bereits per Ende Juni. Das kündigte die SNB am Montagabend an. Andréa Maechler übernimmt gemäss Nationalbank die Funktion des Deputy General Manager bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, der Notenbank der Notenbanken. Dort ersetzt sie Luiz Awazu Pereira da Silva, der Ende August in Pension geht.
Maechler trat Mitte 2015 ins Direktorium der SNB ein und blieb sieben Jahre. Diese Amtsdauer liegt im Mittel ihrer Amtsvorgänger. Sie lenkte das Departement III in Zürich, das sich schwergewichtig mit Geldmarkt, Devisenhandel und Informatik beschäftigte. Zudem spielte sie eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Geldpolitik der SNB. Aber eben nicht bei ihrer Ausrichtung.
Erstaunlich und vermutlich ein Grund für ihren Abgang ist die Tatsache, dass Jordan seine dienstälteste Kollegin Maechler beim Abgang seines Stellvertreters Fritz Zurbrügg vergangenen Sommer nicht zur Vizepräsidentin kürte. Stattdessen wählte der Bundesrat – wohl auf Antrag Jordans – Martin Schlegel zum neuen Mitglied des Direktoriums und zum Vizepräsidenten. Eine Blitzkarriere, denn Schlegel war Stellvertreter Jordans im Departement I; auch Schlegel ist seit zwanzig Jahren bei der SNB beschäftigt. Falls Maechler damals noch keine Wechselpläne hatte, musste sie den Entscheid Jordans als Affront empfunden haben.
Abgang zur Unzeit
Intern gehörte sie jedoch nicht zu den Schwergewichten im Direktorium, welche die Geldpolitik des Landes prägen. Die dominante Rolle fällt Thomas Jordan zu, der seit 2007 im Direktorium sitzt – und spätestens seit dem Abgang von Präsident Philipp Hildebrand im Jahr 2012 der erste Machtfaktor im Gremium ist. Ohne das Plazet des Doyen läuft in der Schweizer Geldpolitik nichts.
Maechler dagegen hatte nicht diese Erfahrung und auch nicht den Stallgeruch. Sie brachte eine internationale Dimension ins Gremium, denn die promovierte Ökonomin arbeitete früher beim Internationalen Währungsfonds und bei der OECD.
Wer Maechler nachfolgt, ist unklar. Für die SNB kommt der Abgang zu Unzeit. Denn mitten in der heiklen Phase der Zinserhöhungen muss die Notenbank nun den vakant werdenden Platz in ihrem Direktorium besetzen. Im Zuge der Debatte um Chancengleichheit steht dabei die SNB unter politischem Druck, dass auch in Zukunft zumindest eine Frau in einem der wohl mächtigsten Gremien der Schweiz vertreten ist.