Der Niedergang und das Ende der Credit Suisse stimmt uns je nach Temperament traurig, wütend oder nachdenklich. Das Schockereignis war und ist schlimm für die Mitarbeitenden, die Kundschaft und die Aktionäre und Aktionärinnen dieser Grossbank. Noch fast bedenklicher als der Zusammenbruch der Traditionsbank CS ist der damit einhergehende Vertrauensverlust der Schweiz in der Welt. Dieser ist auch eine Folge davon, dass wir die Unabhängigkeit, den Rechtsstaat und die Neutralität scheibchenweise preisgeben.

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Es hat sich gezeigt, dass die Schweiz nicht mehr in der Lage ist, ihren Finanzplatz mit allen Mitteln zu schützen. Die grosse Abhängigkeit vom Ausland durch ausländische Aktionäre sowie eine weitgehend ausländische Führung auf Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsstufe hat sich als Nachteil für den Finanzplatz Schweiz erwiesen. Statt sich auf überschaubare Geschäfte zu konzentrieren, hat die CS eine aggressive Ausland-Strategie gefahren. Das Management bezog bei ständig sinkendem Aktienkurs riesige Saläre, ohne wirklich Verantwortung zu übernehmen.

Gewiss, der Untergang der CS wurde mit massiven Geldabflüssen im Ausland erklärt. Diese gründen allerdings in abnehmendem Vertrauen in die sprichwörtliche Schweizer Stabilität und Rechtssicherheit. Die Schweizer Banken – ob gross oder klein – müssen wieder zur Schweizer Qualität zurückfinden, statt jede Fehlentwicklung aus dem angelsächsischen Raum zu übernehmen – zum Beispiel die Bonus-Unkultur für Manager. Wir brauchen auch wieder Schweizer Manager und Schweizer Aktionäre, die unseren Finanzplatz gegen Angriffe aus Washington, New York und London verteidigen.

«Die Banken müssen wieder zur Schweizer Qualität zurückfinden, statt jede Fehlentwicklung aus dem angelsächsischen Raum zu übernehmen.»

Angriffe kommen aber auch von innen, nämlich von jenen politischen Kreisen, die möglichst alles regulieren, wenn nicht gleich verstaatlichen möchten. Unter dem Druck des «woken» Zeitgeistes haben sich die Grossbanken nicht mehr auf ihr Kerngeschäft der gesunden Zahlen und auf das Erkennen der gefährlichsten Risiken konzentriert. Sie stellten stattdessen andere Themen in den Vordergrund: Genderquote, Diversity, Pariser Klimaziele usw.

Jetzt gilt es, politisch alle Vorkehrungen zu treffen, damit künftig wirklich keine Bank mehr so «systemrelevant» ist, dass sie nicht Konkurs gehen kann. Es muss für die Zukunft ausgeschlossen werden, dass eine Bank vom Staat gerettet werden muss. Die Gesetzgebung ist so zu verbessern, dass sie in jedem Fall und unabhängig von den Ursachen des Absturzes einer Bank greift. Im Finanzbereich ist eine speziell hohe Integrität der Verantwortlichen gefordert. Darum sollte das Bonus-Anreizsystem für Manager bei systemrelevanten Banken deutlich eingeschränkt werden.

Der aktuelle CS-Verwaltungsrat verfügt zwar über eine hohe Frauenquote, aber dieses Gremium hat praktisch keinen Bezug mehr zur Schweiz. Dasselbe gilt für die Eigentümer beziehungsweise die Aktionäre. Die CS ist heute faktisch im Besitz von Saudis, Kataris, Amerikaner usw. Für diese Personen spielt die Schweizer Volkswirtschaft eine Nebenrolle. Deshalb sollte der Bundesrat dafür sorgen, dass die Mehrheit der Verwaltungsräte und -rätinnen künftig den roten Pass besitzt und ihr Domizil in der Schweiz haben muss. Denn wenn Manager aus Singapur oder den USA unsere Unternehmen an die Wand fahren, sind sie am nächsten Tag über alle Berge. Wir sollten wieder zu unseren Tugenden zurückfinden, damit wir so auch den Schweizer Finanzplatz endlich wieder stärken können.

Thomas Matter ist Verwaltungsratspräsident der Helvetischen Bank und Nationalrat der SVP. 

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