Die UBS will ihre beiden Mutterbanken Credit Suisse AG und UBS AG schon im zweiten Quartal fusionieren. Das gibt die Grossbank bei der Publikation ihrer Quartalsergebnisse bekannt. Die Schweiz-Gesellschaften sind dann im dritten Quartal dran. Anschliessend werden die IT-Systeme zusammengeführt und die Kunden und Kundinnen migriert. 

Im kommenden Jahr sollen dann die «Credit Suisse»-Schilder an den Bankfilialen in der Schweiz abgeschraubt werden. Bank-Chef Sergio Ermotti kündigte in einer Telefonkonferenz zudem eine «substanzielle Reduktionen» im Filialnetz an. Die UBS würde nach der Integration der CS ungefähr so viele Standorte betreiben wie zuvor die alte UBS vor der Übernahme. Damit dürften rund 100 Filialen vor dem Aus stehen. Denn Ende 2022 hatte die UBS 194 Geschäftsstellen, die Credit Suisse 125. 

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Dem Vernehmen nach dürfte auch die Online-Tochter CSX der Credit Suisse ihren Namen verlieren – in Sachen Markenführung dürfe man die Kundinnen und Kunden nicht verwirren, hiess es.

Die UBS hat im vierten Quartal einen Nettoverlust von 279 Millionen Dollar (234 Millionen Franken) erlitten, das ist der zweite Quartalsverlust in Folge. Die CS-Integration lastet weiter auf den Gewinnen, im vierten Quartal lasteten die Integrationskosten auf der Bilanz, hinzu kam ein Abschreiber auf die Beteiligung an der Schweizer Börse SIX. Dieser erklärt sich damit, dass sich die Beteiligung der SIX am Zahlungsdienstleister Worldline massiv reduziert hat, zudem hatte die Six auf der zugekauften Börse Spaniens einen Abschreiber verbucht.

Im Gesamtjahr resultierte bei der UBS ein Gewinn von 29 Milliarden Dollar (24,4 Milliarden Franken). Haupttreiber ist der günstige Kauf der Credit Suisse für nur 3 Milliarden Franken. Sprich, die UBS konnte die Bilanzwerte der CS zu einem Spottpreis übernehmen und verbucht aufgrund dieser Wertdifferenz einen sogenannten Badwill. Dieser Effekt war schon bei den Zahlen zum zweiten Quartal zu beobachten. 

Neue Aktienrückkäufe geplant

Gleichzeitig kündigte die UBS neue Aktienrückkäufe und eine Dividendenerhöhung an. In diesem Jahr will die UBS Aktien im Wert von 1 Milliarde Dollar kaufen. Die ordentliche Dividende soll um 27 Prozent auf 70 US-Cents je Aktie erhöht werden. Nach Abschluss der Integration sollen die Aktienrückkäufe grösser ausfallen als vor der Zeit der CS-Übernahme. Das waren zuletzt 5,6 Milliarden Dollar. 

Angesichts der üppigen Kapitalausstattung mit einer harten Eigenkapitalquote von 14,5 Prozent sei das kein Problem. Derzeit liege die regulatorische Mindestanforderung bei 10,3 Prozent. Selbst wenn der Gesetzgeber in der Debatte um eine Reform der Grossbankenregulierung also höhere Eigenmittel von der UBS fordern würde, hätte die Grossbank noch genug Puffer für neue Ausschüttungen.  

Zudem nannte Bankchef Sergio Ermotti neue Ziele. Bestätigt wurde das Ziel, am Ende des Restrukturierungsprozesses Ende 2026 eine Eigenkapitalverzinsung von 15 Prozent zu erzielen. Neu ist die Ansage für das Jahr 2028, dann soll der Wert auf 18 Prozent steigen. 

Neue Ziele gab es auch für die Kernsparte Wealth-Management. Ende 2023 hatte sie 3,8 Billionen Dollar Kundengelder. Bis 2018 will die UBS das Volumen der verwalteten Gelder in der Vermögensverwaltung auf über 5 Billionen Dollar anheben. Ab 2025 will die Bank 100 Milliarden Dollar Zuflüsse erreichen, ab 2028 soll der Wert auf etwa 200 Milliarden Dollar steigen. 

Zum Vergleich: Laut Geschäftsbericht verbuchte das Wealth-Management im zweiten Halbjahr – als die Fusion bereits vollzogen war – Neugelder von 61 Milliarden Dollar. Die Werte sind indes mit alten Angaben der UBS nicht mehr vergleichbar, weil die Grossbank den Neugeldzufluss neu berechnet; neuerdings fliessen auch Zins- und Dividendenzahlungen hinein. Da die US-Wettbewerber ebenfalls ihre Neugelder so berechnen, soll auf diese Weise die Vergleichbarkeit zwischen Banken erhöht werden. 

13 Milliarden Dollar Einsparungen

Neuigkeiten gab es auch in Sachen Sparkurs. Bisher strebte die Bank bis Ende 2026 Einsparungen von «über 10 Milliarden Dollar» an. Am Dienstag kündigte die UBS an, dass die Bank Einsparungen von 13 Milliarden Dollar anstrebe. Bis Ende dieses Jahres soll die Hälfte davon bereits erreicht sein. Trotz dieser nicht unbedeutenden Anhebung des Kosteneinsparziels spricht die Bankführung selbst nur von einer «Präzisierung» des Kostenziels.

Rund die Hälfte der Einsparungen soll über Jobkürzungen erzielt werden. Neue Zahlen dazu gab es keine, bekannt ist lediglich, dass die UBS in der Schweiz 3000 Entlassungen aussprechen wolle.

Schon im dritten Quartal 2023 hatte die UBS 3200 Stellen abgebaut, Ende September beschäftigte die Bank weltweit noch 116’000 Menschen. Im vierten Quartal fiel die Zahl der Vollzeitbeschäftigten erneut um rund 3000 Jobs, Ende Jahr beschäftigte die UBS noch knapp 113’000 Menschen weltweit. In diesem Jahr dürften weitere Tausende Jobs wegfallen; nach der Fusion der beiden Schweiz-Einheiten wird sich der Jobabbau hierzulande noch verschärfen.

Die Börse zeigte sich über die Ankündigungen enttäuscht, die Aktie verlor über zwei Prozent. Die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods nannten das Zahlenset enttäuschend, und die geplanten Aktienrückkäufe würden lediglich das erfüllen, was im Vorfeld erwartet worden war. Zudem solle das Rendite-Ziel von 18 Prozent erst 2028 erreicht werden, «das Ziel bleibt also viele Jahre entfernt», so die Experten. 

Schwache Zahlen im Kerngeschäft

Mit Blick auf die Spartenergebnisse des vierten Quartals schwächelte die Vermögensverwaltung, die vom ehrgeizigen Iqbal Khan geleitet wird: Im Jahresvergleich waren Gewinn und Einnahmen rückläufig, der Vorsteuergewinn fiel von rund 1 Milliarde Dollar im vierten Quartal von 2022 auf noch 381 Millionen Dollar.

Das Ergebnis war durch einige Einmaleffekte wie den Abschreiber auf die SIX-Beteiligung und Restrukturierungskosten belastet. Aber auch operativ lief es nicht rund, denn sowohl der Zins- als auch die Kommissions- und Transaktionseinnahmen gingen zurück.

Einmal mehr steht das Schweiz-Geschäft von Sabine Keller-Busse strahlend da: Der Vorsteuergewinn stieg um fast 100 Millionen auf knapp 800 Millionen Dollar an. Dabei waren die Einnahmen leicht rückläufig, da die Kunden und Kundinnen weniger aktiv waren. 

Die Investmentbank schrieb auch im vierten Quartal rote Zahlen, weil die Einnahmen schneller als die Kosten sanken. Vor allem in der Sparte «Global Markets» – vereinfacht gesagt das Handelsgeschäft – reduzierten sich die Einnahmen.  

Holger Alich
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