Die US-Zentralbank Federal Reserve dürfte auf ihrer letzten Zinssitzung in diesem Jahr geldpolitisch erneut stillhalten. Die Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent gilt bereits seit Juli, als die Fed ihre Geldpolitik das vorerst letzte Mal gestrafft hat. Mit Spannung wird erwartet, welche Signale die Währungshüter um ihren Chef Jerome Powell für das kommende Jahr senden werden.

Mehrheit spekuliert auf Zinssenkungen

Weil die Inflation im vergangenen Jahr bis auf rund neun Prozent gestiegen war, stiegen auch die Leitzinsen in den USA kräftig. Seit Frühjahr 2022 hat die Fed ihre wichtigsten Zinssätze so rasch und deutlich wie selten zuvor angehoben. In den vergangenen Monaten ist die Teuerung dann spürbar gesunken, weshalb der Leitzins mittlerweile deutlich höher liegt als die Inflationsrate. Die Wirtschaft wird durch den positiven Realleitzins tendenziell gebremst, was die Gefahr einer stärkeren konjunkturellen Abschwächung erhöht.

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Vier Zinssenkungen in 2024?

Aus diesem Grund rechnen Fachleute und Marktteilnehmer für kommendes Jahr mit teils deutlichen Zinssenkungen der Fed. Aktuell entsprechen die Prognosen von Ökonomen in etwa den Markterwartungen. Derzeit werden für 2024 etwa vier Zinssenkungen um insgesamt einen Prozentpunkt prognostiziert. Wann die Fed mit Lockerungen beginnen könnte, ist allerdings unklar. Einige Fachleute sehen eher das Frühjahr als wahrscheinlich an, andere nennen eher die Jahresmitte als denkbaren Startpunkt.

Noch keine Hinweise auf Lockerung

Am Mittwoch sind die Augen demnach voll auf die Fed gerichtet: Wie wird sie mit diesem Erwartungsdruck umgehen? Bisher sind konkrete Hinweise auf Zinssenkungen Mangelware geblieben. Fed-Chef Powell hat sich bis zuletzt alle Optionen offen gehalten. Während eines Auftritts vor der üblichen Schweigeperiode im Vorfeld einer Zinssitzung sagte er einerseits, angesichts des bereits hohen Zinsniveaus müsse die Fed vorsichtig vorgehen. Andererseits unterstrich er die Bereitschaft des geldpolitischen Ausschusses, die Geldpolitik notfalls weiter zu straffen.

Mohit Kumar, Europa-Chefvolkswirt der US-Investmentbank Jefferies, rechnet noch nicht mit konkreten Hinweisen auf absehbare Zinssenkungen. «Obwohl er den jüngsten Rückgang der Inflation als positiv anerkennen dürfte, wird er wahrscheinlich vorsichtig agieren», heisst es in einem Kommentar mit Blick auf Fed-Chef Powell. Kumar meint, dass sich Powell den ehemaligen Fed-Vorsitzenden Paul Volcker als Vorbild nehme - und damit als Zentralbanker in Erinnerung bleiben möchte, der die Inflation unter Kontrolle gebracht habe. (awp/hzb/pg)