Bei der Privatbank Vontobel stehen in Sachen Unternehmensführung unruhige Zeiten an. Denn das neue Führungs-Set-up lässt auch intern die Frage aufkommen, wer bei der familiendominierten Bank eigentlich das Sagen hat.

Diese Woche verkündete Vontobel, dass auf den langjährigen Chef Zeno Staub Anfang des nächsten Jahres eine Doppelspitze folgen soll: Christel Rendu de Lint und Georg Schubiger werden Vontobel als gleichberechtigte Co-CEOs führen. Beide behalten aber zudem die operative Verantwortung für ihre jeweiligen Bereiche, sprich, Schubiger leitet weiterhin in Personalunion das Private Banking, Rendu de Lint bleibt Investment-Chefin.

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Doppelspitze mit Doppelbelastung

Eine Doppelspitze bei einer Bank ist ungewöhnlich. Eine mit Doppelbelastung ist noch ungewöhnlicher. Denn die Co-CEOs müssen sich nicht nur zusammenraufen, um die Geschicke der Bank zu steuern. Sie müssen überdies noch ihre jeweiligen Geschäftsbereiche auf Touren halten, was an sich schon ein Vollzeitjob ist. 

Vollends schräg wird das ganze Set-up, wenn 2025 der bisherige CEO Zeno Staub, der die Bank bis in den letzten Winkel kennt, wie angekündigt als einfaches Mitglied in den Verwaltungsrat zurückkehrt. Staub, der zwanzig Jahre lang bei Vontobel in der Geschäftsleitung wirkte, ist dann quasi eingeklemmt zwischen dem vom Allianzkonzern stammenden Verwaltungsratspräsidenten Andreas E. F. Utermann und seinen früheren Untergebenen Rendu de Lint und Schubiger. Titel auf Visitenkarten sind keine Garantie für Macht. Erfahrung und Kenntnisse der Bank dagegen umso mehr. 

Utermann schwärmt von moderner, kollaborativer Führung wie beim Bundesrat. Der Vergleich ist entlarvend, denn der Schweizer Bundesrat ist bekanntlich kein Organ, das mit Führungsstärke brilliert – schon gar nicht in Krisenzeiten.

Co-Führungen haben keinen langen Bestand 

Mit Blick auf Vontobel ist die Prognose daher naheliegend, dass das eigenartige Organigramm nicht lange Bestand haben wird. Weder bei der Credit Suisse noch bei der Deutschen Bank haben die Doppelspitzen jeweils lange gehalten. Der frühere CS-Chef Oswald Grübel erinnert sich mit Gruseln an die gemeinsame CEO-Zeit mit seinem US-Counterpart John Mack und den endlosen Diskussionen über die richtige Strategie. 

Hinzu kommt, dass Privatbanken mit eigenem Assetmanagement schweren Zeiten entgegensehen: Angesichts schwacher Märkte sind die Kunden und Kundinnen zurückhaltend, und im Fondsgeschäft ist der Preisdruck der Giganten wie Blackrock gnadenlos. Es braucht einen klaren Kurs und eine klare Führung, die schnelle Entscheidungen ermöglicht. Das Führungs-Set-up bei Vontobel scheint nicht geeignet zu sein, dies zu garantieren.  

Holger Alich
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