UBS-Chef Hamers war schon fast empört, als Analysten und Analystinnen ihn am Dienstag fragten, ob die Zuflüsse in der Vermögensverwaltung auf die Probleme der Rivalin Credit Suisse zurückzuführen seien. Tatsächlich wird die UBS als grösste Vermögensverwalterin von Privatkundinnen und Privatkunden auch von der CS-Krise profitiert haben. Das erklärt aber nicht die soliden Zahlen, welche die Bank jüngst vorgelegt hat.

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Der Hauptgrund ist, dass die UBS ein funktionierendes Geschäftsmodell hat. Sicher, die Kernsparte Vermögensverwaltung schwächelte im Schlussquartal. Aber die Zeiten, in denen die Investmentbank der Grossbank die Bilanz verhagelte, sind vorbei. Dabei war das vierte Quartal für Investmentbanken schlicht zum Vergessen: Fusion und Übernahmen gab es kaum und das Kapitalmarktgeschäft lahmte ebenfalls. Selbst in der Fragerunde der Analystinnen und Analysten war die Investmentbank nur noch am Rande ein Thema.

Eine gute Nachricht aus Schweizer Sicht

Nachdem die UBS 2008 vom Staat gerettet werden musste, weil sich ihre Investmentbank mit amerikanischen Immobilienschrottpapieren vollgesogen hatte, ist das aus Schweizer Sicht eine gute Nachricht. Das Ergebnis des Jahres 2022 war das beste der Grossbank seit dem Vorkrisenjahr 2006.

Doch die UBS ist noch nicht da, wo ihr ehrgeiziger Präsident Colm Kelleher sie haben will. Ihn wurmt es, dass die US-Grossbanken viel höher bewertet werden als die UBS – auch wenn die Schweizer Grossbank mit einem Verhältnis von Börsen- zu Bilanzwert von rund 1,2 zumindest im europäischen Wettbewerb bereits obenauf schwingt. 

Kellehers alter Arbeitgeber, die US-Bank Morgan Stanley, wird von Anlegenden aber mit dem 1,8-fachen des Buchwertes bewertet. Um auf solche Bewertungshöhen zu kommen, hat die UBS aber noch einiges an Arbeit vor sich.

In den USA verdient die UBS noch zu wenig

Vor allem in den USA, dem grössten Markt für Vermögensverwaltung, der allerdings hart umkämpft ist. Hier verdient die UBS einfach noch nicht genug. 

Dazu ein Zahlenbeispiel: Morgans Stanley weist für das Wealth Management verwaltete Vermögen von 1,6 Billionen Dollar aus – der grösste Teil davon dürfte in den USA sein. Die UBS kommt allein in den USA auf 1,6 Billionen Dollar Kundenvermögen. Doch Morgan Stanley holt im vierten Quartal aus dem Geschäft einen Vorsteuergewinn von 1,8 Milliarden Dollar. Bei der UBS sind es in den USA nur 375 Millionen Dollar. 

Hamers erklärt diesen Unterschied damit, dass die US-Banken eben auch als normale Geschäftsbanken in den USA besser verankert seien, während die UBS als reiner Vermögensverwalter quasi auf die Rolle der Zweitbank beschränkt bleibt. 

Seit einiger Zeit ist Iqbal Khan alleiniger Herrscher der Kernsparte Vermögensverwaltung. Ob sein Stern steigt oder sinkt, wird auch davon abhängen, ob er es schafft, mehr aus dem US-Geschäft zu holen.

Auf Abenteuer wie Zukäufe will sich die UBS-Spitze dabei nicht einlassen. Das ist ohne Zweifel richtig, denn die Integration von Zukäufen ist immer schwierig und lenkt von den eigentlichen Problemen ab.

Verglichen mit der Lage von Wettbewerbern wie der CS oder jener der UBS vor 15 Jahren sind das aber alles Luxusprobleme. Die UBS kann auf das Finetuning fokussieren. Grosse strategische Wendemanöver hat sie nicht nötig. 
 

 

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