Gaby Lurie: «Zehn Jahre Teilzeit muss man erst mal aufholen»

Doch noch etwas früher hatte sie bereits einen ganz anderen Berufsweg erfolgreich abgeschlossen: Frisch vom Gymnasium ging sie damals erwartungsfroh auf die Hotelfachschule in Luzern. «Eine Schule des Lebens», sagt sie heute retrospektiv. Die fünf Jahre Ausbildung waren hart, aber es habe auch sehr viel Spass gemacht. Aber je mehr Zeit in der Hotelfachschule verging, desto klarer wurde ihr, dass sie mehr wollte. Mehr Brainfood, mehr Verantwortung, mehr Perspektiven. Alles Dinge, die für eine Frau in der Hotellerie damals noch sehr schwer erreichbar waren. Also kehrte Gaby Lurie den weissen Laken den Rücken und studierte Wirtschaftswissenschaften. Dort fand sie schnell ihre persönliche Neigung im Bereich Finance und heuerte mit dem Bachelor in den Händen bei EY an. Sechs Jahre später wechselte sie zur Baloise und zog von Zürich zurück in ihren Heimatort Basel. 

«Allerdings vermisse ich Zürich manchmal», sagt sie. Sowohl in Zürich als auch in Luzern habe sie sehr gerne gelebt. Aber die Familienbande sind stärker, und so gründete sie auch ihre eigene Familie in Basel. Nach der Geburt der zweiten Tochter im Jahr 2008 reduzierte sie ihr Arbeitspensum auf 50 Prozent, und «damit blieb vorerst vieles stehen», sagt sie rückblickend. Je älter die Kinder wurden, desto höher schraubte sie ihr Pensum nach oben, und zehn Jahre später war sie wieder auf 100 Prozent. «Diese zehn Jahre fehlen mir heute jedoch, und die kann ich auch nicht mehr aufholen», gesteht sie. Damals, nach der Reduzierung ihres Pensums, sei ihre Karriere einfach zum Stillstand gekommen. Denn es war unmöglich, als Teilzeitkraft an wichtigen Projekten oder Weiterbildungen teilzunehmen oder gar die Verantwortung für Projekte oder ein Team zu übernehmen. «Zum Glück hat sich diesbezüglich im heutigen Arbeitsleben viel geändert», sagt sie.