Mit der sich abzeichnenden Milliardenbusse für die Credit Suisse im Steuerstreit mit den USA gerät Konzernchef Brady Dougan unter Druck. Allerdings hat der 54-jährige Amerikaner an der Spitze der zweitgrössten Schweizer Bank seit 2007 schon mehr als eine Krise überstanden.

Dougan hat 2007 die Linie seines Vorgängers Oswald Grübel fortgeführt, der wie er Investmentbanker war. Während sich andere globale Grossbanken tief im Sumpf bald illiquider amerikanischer Hypothekenpapiere verfingen, blieb die CS relativ unbeschädigt von der Subprime-Krise, die kurz nach Dougans Antritt losbrach.

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Der CS-Chef bekam gewissermassen den Status eines Vorbildmanagers, nachdem die Konkurrentin UBS im Oktober beim Bund und bei der Nationalbank um Hilfe bitten musste. Die CS erholte sich rasch: 2008 machte sie zwar 8,2 Milliarden Franken Verlust, 2009 hingegen erreichte sie schon wieder 6,7 Milliarden Franken Gewinn.

Der UBS standen nicht nur jahrelange Milliardenverluste ins Haus, sondern auch die Busse von 780 Millionen Dollar 2009 wegen deren Verstrickung in die Steuerhinterziehung in den USA. Später hat die Bank aber eine harte Restrukturierung in Angriff genommen, die Investmentbank verkleinert und sich auf die Vermögensverwaltung konzentriert.

Investmentbank belastet

Der seit 1990 für die CS arbeitende Brady Dougan musste nicht wie eine Reihe anderer Konzernchefs von globalen Grossbanken zurücktreten. In den vergangenen Jahren gab es aber immer wieder Kritik an ihm. So wurde Dougan zum Vorwurf gemacht, er halte zu stark an der 'integrierten Bank' fest, also einer Bankengruppe mit starkem Investmentarm.

Die Investmentbank drückt denn auch die Resultate der CS. Dies wirkte sich auch negativ auf den Börsenkurs aus und brachte einige der Investoren damit in Aufruhr. Doch Dougan überstand diesen Sturm und auch den nächsten.

Ein Rücktitt Dougans schien vor zwei Jahren kurz bevorzustehen, nachdem die Nationalbank der CS eine Ohrfeige verpasste, weil die Bank ihre Kapitalbasis nicht schnell genug ausweitete. Dazu war die Bankenbranche von den Regulatoren nach der Finanzkrise verdonnert worden.

Fehlalarm auch damals. Nun nährt die Vorstellung, dass die CS den US-Behörden wegen ihrer Steuersünder-Kunden vielleicht 2 Mrd. Dollar Strafe zahlen muss, neue Gerüchte über einen Abgang Dougans. Der CS-Lenker würde dabei auch für Vorgänge geradestehen, die sich vor seinem Einzug ins Chefbüro ereignet hatten.

Kritik von Politikern

Im Februar sagte Dougan vor einem Ausschuss des amerikanischen Senats in Washington aus. Er gab Fehlverhalten der Bank zu, doch nach seiner Aussage, die Vergehen seien von einer kleinen Gruppe von Privatbankern in der Schweiz ausgegangen, löste er Kontroversen aus.

Der politische Druck wuchs, auch wenn dieser allein einen Konzernchef wohl noch nicht zum Rücktritt zwingen vermag. SP-Chef Christian Levrat etwa verlangte erst am vergangenen Sonntag nicht nur den Abgang Dougans, sondern auch jenen von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und von Chefjurist Romeo Cerutti.

Es äusserten sich teils die selben Kritiker, die immer wieder den Lohn der CS-Chefs ins Visier genommen hatten. Dougan hatte 2010 einen Sonderbonus von 71 Mio. Fr. eingestrichen. Vor einer Woche aber waren Interessengruppen von CS-Aktionären einmal mehr gescheitert mit der Forderung, an der Generalversammlung den Vergütungsbericht der Bank zurückzuweisen.

(sda/vst)