Die Linkspartei Syriza hat die Parlamentswahl in Griechenland am Sonntag gewonnen, zugleich aber die absolute Mehrheit verfehlt. Ein Wahlergebnis, das Folgen für ganz Europa haben kann: Nach der unvermittelten Aufhebung des Mindestkurses durch die SNB und dem grossen Anleihekaufprogramm durch die EZB steht der Europäischen Union – aber auch Anlegern – damit die nächste Hürde bevor. Handelszeitung.ch hat Antworten auf wichtige Fragen zusammengestellt.

Was will Syriza-Chef Alexis Tsipras?
Die Partei will die Löhne erhöhen und mehr öffentliche Jobs schaffen – kurzum ein Ende des radikalen Sparkurses und genau das Gegenteil dessen, was die Geldgeber um Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission eigentlich mit Athen vereinbart haben. Daneben fordert Syriza-Führer Alexis Tsipras einen signifikanten Schuldenschnitt. Darüber will man mit den Geldgebern verhandeln.

Wie gross ist das Risiko, dass die Hellenen die Euro-Zone verlassen?
Vor allem in Deutschland wollen Kritiker einer neuen griechischen Regierung keine Zugeständnisse machen. Erneut wird deshalb über einen sogenannten Grexit spekuliert. Doch weder Berlin, noch Brüssel oder Syriza haben ein ernsthaftes Interesse daran, dass Griechenland die Euro-Zone verlässt. Syriza äusserte sich in den vergangenen Tagen gemässigter. Wohl auch weil das Gros der griechischen Wähler (über 60 Prozent) den Euro behalten will, wie Umfragen zeigen. Die Mehrheit der Euro-Befürworter ist in den vergangenen Wochen noch gestiegen.

Wie steht es heute wirtschaftlich um Griechenland?
Die nackten Zahlen deuten auf eine sehr langsame Erholung. Für den Tourismus war  2014 jedoch das beste Jahr überhaupt. Auch die Arbeitslosigkeit ist seit ihrem Rekordstand im Oktober 2013 leicht gesunken. Doch der Weg zurück scheint endlos: Noch immer sind fast 26 Prozent der Griechen ohne Job, jeder zweite unter 25 Jahren arbeitet nicht. Und die hellenische Wirtschaft schrumpfte in den vergangenen Jahren um rund ein Viertel. Immerhin: Die Haushaltsbilanz – ohne Zinszahlungen – ist inzwischen wieder positiv.

Was bedeutet der Sieg von Syriza für Europa und die Schweiz?
Die konjunkturelle Lage in Europa ist bereits jetzt angespannt. Die Weltbank erwartet für die Eurozone ein Wachstum von nur 1,1 Prozent für 2015. Die Ökonomen der Banken rechnen mit zwischen 0,8 und 1,2 Prozent. Doch die Risiken sind auf dem alten Kontinent besonders gross. Eine neue griechische Regierung, die sich gegen die Sparmassnahmen stellt, ist eines dieser Risiken.

Jede Wachstumsverlangsamung trifft auch die Schweiz. Knapp 60 Prozent der helvetischen Exporte gehen in die EU. Sollte sich Griechenlands neue Regierung mit den Geldgebern überwerfen, könnte zudem neue Panik an den Finanzmärkten entstehen: Die Euro-Krise könnte wieder aufbrechen und mehr Investoren auf der Suche nach Sicherheit in den Franken treiben. Eine noch stärkere Währung wäre für die heimische Exportwirtschaft jedoch noch schwerer zu stemmen.

Was bedeutet das Griechen-Risiko für Anleger?
Der Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza ist den Anlegern am Montag in Athen sauer aufgestossen: Der Leitindex ASE rutschte im frühen Handel um bis zu 5,60 Prozent ab. Vor dem Wochenende war er allerdings auch um über 6 Prozent angesprungen.

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Insgesamt hat die griechische Börse in den vergangenen Monatenso stark verloren wie kaum eine andere rund um den Globus, 2014 ging es bereits insgesamt um rund ein Drittel nach unten. Anleger rechnen also bereits mit dem Schlimmsten. Erst ab Juni könnte die EZB im Rahmen ihres Anleihekaufprogramms auch griechische Papiere kaufen. Allerdings nur dann, wenn das Land sich an die Vereinbarungen hält. Das wäre ein Anreiz für die neue Regierung, am aktuellen Kurs festzuhalten. In einem solchen Fall könnten der nationale Leitindex Athex wieder an Wert gewinnen.

(mit Material von awp)