Wir bewegen uns bekanntlich mit riesigen Schritten in das Zeitalter der globalen Kommunikation. Fernseher, Internet und viele andere moderne Kommunikationsinstrumente haben schon heute eine Situation entstehen lassen, in der jede Nachricht gleichzeitig auf der ganzen Welt verbreitet werden kann und wir alle mit jedem jederzeit kommunizieren können. Und dies, wenn wir wollen, von Angesicht zu Angesicht, über Tausende von Meilen hinweg.

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Gleichzeitig stelle ich allerdings fest, dass die Fähigkeit zur persönlichen Kommunikation abnimmt. Sei es, dass Sprache und Ausdrucksweise weniger beherrscht werden, sei es, dass Sprache entweder primitiver und vulgärer oder so hochtrabend künstlich, geschwollen und kompliziert geworden ist, dass eine echte Verständigung eher erschwert wird.

In ein Hotel, in dem ich häufig zu Gast bin, kommt regelmässig der Lastwagen eines Familienunternehmens, um die Wäsche abzuholen. Es handelt sich also um eine Wäscherei. Weit gefehlt! Neuerdings steht auf dem Lastwagen: «Hygienic dynamics, powered by Leo.»

Ein mir seit der Jugend bekanntes Speditionsunternehmen bezeichnet sich neuerdings als «Intelligent Logistics».

Es ist also generell üblich geworden, einfache Bezeichnungen durch bombastische und bedeutungsschwere Worte aufzumöbeln. So heisst heute die Abteilung Marktforschung «Market Intelligence». Es gibt keine Beschreibung und kein Projekt mehr in Unternehmen ohne den häufigen Gebrauch von Worten wie «Excellence», «Strategic», «Competence» oder «Win-win-Situation».

Natürlich kommt in diesen Beispielen auch das Bedürfnis nach Internationalisierung beziehungsweise dem Verwenden der englischen Sprache zum Ausdruck, was bei global tätigen Unternehmen verständlich und sogar notwendig ist. Trotzdem sollten wir aber in unserer Sprache kommunizieren, wenn wir uns zum Beispiel an unsere eigenen Mitarbeiter in einem Werk wenden.

Bei vielen Verlautbarungen und Informationen, die von PR-Abteilungen produziert werden, habe ich das Gefühl, dass fehlende Betriebspraxis durch hochtrabende Broschüren ersetzt wird. Zum Beispiel wurde noch nie so viel über Nachhaltigkeit und Wertorientierung gesprochen, gleichzeitig wurden diese beiden Grundsätze noch nie so stark verletzt (siehe Finanz- und Wirtschaftskrise).

Zum Schluss noch ein Wort zur heutigen Tendenz gewisser Medien, Nachrichten zu dramatisieren, zu übertreiben und durch falsche Gewichtung oder irreführende Überschriften zu verzerren.

Das Ergebnis ist, dass bei der heutigen Medienintensität Menschen zwar wesentlich mehr Informationen erhalten, gleichzeitig aber auch immer öfter desinformiert werden.

Was kann man tun? Wir können alle dazu beitragen, dass wieder mehr Klarheit, Wahrheit und Einfachheit in unsere Sprache gebracht wird.
Vielleicht sollten wir die Empfehlung Schopenhauers mehr beherzigen, der einmal gesagt hat: «Brauche gewöhnliche Worte, und sage ungewöhnliche Dinge.» In diesem Sinne: «Take care!»

Helmut Maucher, seit 2000 Nestlé-Ehrenpräsident. Er machte die Lehre bei Nestlé und blieb der Firma zeitlebens treu. Ab 1980 war er Generaldirektor, ab 1981 Delegierter, 1990 bis 1997 Präsident und Delegierter.