Der Autor verfolgt den spannenden Wettlauf zwischen Ost und West: Wie wurden die Menschen da und dort mit den Herausforderungen fertig, die sich für ihre immer komplexer werdenden Gesellschaften ergaben? Ian Morris’ Buch reiht sich in die Versuche umfassender Deutung von Weltgeschichte ein, wie sie etwa Oswald Spengler («Der Untergang des Abendlandes») oder Arnold J. Toynbee («Der Gang der Weltgeschichte») unternommen haben.
Die Faktoren, die der Archäologe Morris aufzeigt, zeichnen den Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung nach. Dies ergibt plausible Grundmuster. Im Buch wird der Westen zwar nicht verherrlicht, aber da der Autor hauptsächlich quantitative, das heisst ökonomische und soziologische Aspekte im Blick hat, erscheint die westliche Welt der Gegenwart letztlich doch als vorläufiger Gipfelpunkt einer Art geschichtlicher Evolution. Das liesse sich hinterfragen.
Flüssig und amüsant beschreibt Morris auch die erstaunlichen Übereinstimmungen zwischen West und Ost. Dieses Buch sei Geschichtsinteressierten wärmstens empfohlen: wegen des profunden Überblicks über die Tendenzen des globalen Geschehens seit dem Ende der Eiszeit – und wegen des klugen Ausblicks auf die kommenden 100 Jahre.
Ian Morris: Why the West Rules – for Now
Profile Books 2010, 608 Seiten, € 12.30
(deutsche Ausgabe: «Wer regiert die Welt?», Campus 2011)