Es hätte perfekt sein können am 7. November: Der Kuoni-Konzern konnte ein erfreuliches Neun-Monats-Resultat präsentieren. Mit einem Gewinn von 28,4 Millionen Franken fand der Reiseriese zurück in die schwarzen Zahlen: 2012 gabs ein Minus von 7 Millionen Franken; die Aktie ist im Steigflug. Bloss eine gute Nachricht fehlte: dass Kuoni einen neuen CEO gefunden habe. Interimschef Peter Meier vertröstete: Man sei «on track» mit der Suche. Tatsächlich hatte Verwaltungsratspräsident Henning Boysen den Nachfolger von Peter Rothwell gegenüber BILANZ für den «Herbst, spätestens für Ende Jahr» angekündigt. Am 16. oder 17. Dezember, wenn die letzte ordentliche Verwaltungsratssitzung stattfindet, müsste der Name also bekannt sein.

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Dennoch löst das Vorgehen des Führungsgremiums Kopfschütteln aus. Rothwell wurde im Juni gefeuert, ein Headhunter sogleich mit der Suche betraut. Dabei stand ein interner Kandidat zur Verfügung: Konzernleitungsmitglied Stefan Leser, seit 2005 bei Kuoni. Er verantwortet das traditionelle Tour-Operator-Geschäft (Outbound & Specialists). Doch er wurde nicht auf den Schild gehoben, sondern auf das Kandidatenkarussell geschickt – ein Misstrauensvotum. Leser ist noch im Rennen mit zwei externen Anwärtern. Die Assessments, die ein Vertrauter als «extrem langatmig» beschreibt, sind durch. Doch der Verwaltungsrat ist offenbar nicht entscheidungsfähig. Der Nominationsausschuss wird von Axpo-Chef Heinz Karrer präsidiert.

Missmanagement

Die wahre Macht liegt indes bei Dave Schnell, auch wenn er diese Rolle gerne herunterspielt. Er sitzt seit 2002 im Gremium und vertritt dort die Ankeraktionärin Kuoni-und-Hugentobler-Stiftung, die 25 Prozent der Stimmen kontrolliert. Ohne sein Plazet läuft gar nichts. Und Schnell ist gemäss BILANZ-Informationen nicht überzeugt von Stefan Leser. Der smarte Bayer ist das pure Gegenteil vom kurzangebundenen Zahlenfreak Schnell, der seine Macht gegenüber dem CEO mit seinem Finanzfachwissen sichert. Schnell wünscht sich offenbar einen Konzernchef aus der IT-Dienstleisterszene, weil diese Kompetenz im Reisegeschäft matchentscheidend wird.

Auf wen auch immer die Wahl fällt: Der Verwaltungsrat steht nach unglücklichen Abgängen mit Peter Rothwell und Armin Meier in der Pflicht. Der nächste Versuch darf nicht scheitern. Oder wie Gregor Greber, CEO von Kuoni-Aktionär zCapital, es formuliert: «Bei Kuoni wurde in der Vergangenheit Missmanagement betrieben. Es braucht jetzt keinen Glamour Boy, sondern einen mit vertieftem IT-Background, der den Turnaround nachhaltig sichert und dafür sorgt, dass die Aktionäre endlich Geld in Form von Dividenden sehen.»